Prakt. Met. Sonderband 38 (2006) 255
Mikrostrukturelle Untersuchungen von lasergeschweiRtem AA5083-
H111 mit AA6013-T6
S. Lenser*, H.-G. Brokmeier*, R. Schwarzer**, V. Ventzke***, S. Riekehr***
* Institut fur Werkstoffkunde und Werkstofftechnik, Technische Universitat Clausthal
** Institut für Physik und Physikalische Technologien, Technische Universität Clausthal
** GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH, Abteilung WMF — Fügen und Bewerten
1. Abstract
Aluminium ist aufgrund seiner positiven Materialeigenschaften das weltweit am meisten
verwendete Leichtmetall, dessen Hauptanwendungen im Flugzeug—- und Automobilbau
liegen. Neue Produktionsmethoden tragen zur Verbesserung der Qualität und
Reduzierung der Kosten bei [1]. Die Verfügbarkeit von Hochleistungslasern ermöglichte
die Anwendung dieser Methode bei der Bearbeitung von artgleichen wie artungleichen
Aluminiumlegierungen. Im Rahmen dieser Arbeit werden die Untersuchungen zur Mikro-
und Makrostruktur der Al-Legierungen AA5083-H111 und AA6013-T6 vorgestellt, welche
als gewalzte Bleche unterschiedlicher Dicke vorlagen. Der artfremde Schweißprozess
erfolgte bei unterschiedlichem Vortrieb des Schweißroboters eines Nd:YAG-Lasers. Die
Charakterisierung wurde mit Hilfe von Rasterelektronenmikroskopie (Mikroskopie und
EDX-Analyse) und Texturuntersuchungen durchgeführt.
2. Einleitung
Mit der Verfügbarkeit von ausgereiften Hochleistungslasern konnte die etablierte
Fügemethode des Laserschweißens erfolgreich bei der Verbindung von Al-Legierungen
eingeführt werden. Die verfahrensspezifischen Vorteile, wie eines kleinen thermischen
Verzugs, einer hohen lokalen Energieeinbringung, einer hohen
Bearbeitungsgeschwindigkeit und daraus folgend einer geringen Wärmebelastung für das
Werkstück, können erfolgreich mit den positiven Eigenschaften der Aluminiumlegierungen,
wie geringe Dichte oder hohe Festigkeit, verknüpft werden. Insbesondere beim Flugzeug-
und Automobilbau haben Aluminiumlegierungen einen traditionell hohen Anteil. In
heutigen Verkehrsflugzeugen beträgt der Aluminiumanteil etwa 2/3 der Gesamtmasse. Zur
Reduzierung des Gewichts und somit der Kosten werden moderne Schweißverfahren
verwendet, die aufwendige Fügemethoden wie Nieten oder Kleben ersetzen.
Dieser Beitrag befasst sich mit der Untersuchung der lasergeschweißten Al-Legierungen
AA5083-H111 (AI5083) und AA6013-T6 (Al6013). Die Hauptanwendungen von Al5083
sind Schweil’konstruktionen, Anwendungen als Druckbehélter, Tragwerke oder im Bereich
der Tieftemperaturtechnik [2]. Die Legierung Al6013 wurde urspringlich fir die ameri-
kanische Automobilindustrie als leichtes Material zur Substitution von Stahl entwickelt und
wird im Flugzeugbau verwendet. So wurde der Rumpf des U-Boot-Bekdmpfungsflugzeug
Lockheed P-7 A zu Beginn der 90er Jahre nahezu vollständig aus Al6013 hergestellt [3].
Besonders aushärtbare Legierungen haben ein günstiges Verhältnis von Streckgrenze zu
Gewicht und sind deshalb im Flugzeugbau bevorzugt einzusetzen [4].
Durch den Schweißprozess werden die Nahtzone und die benachbarten Bereiche
erheblich thermisch beansprucht. Die Breite der Wärmeeinflusszone (WEZ) zu beiden