Prakt. Met. Sonderband 38 (2006) 323
Schadensanalysen an nichtlinearen elektrischen Bauteilen
Alexander Platzer’, Peter Supancic"$, Zhonghua Wang’, Robert Danzer
‘Institut fur Struktur- und Funktionskeramik, Montanuniversitét Leoben, A-8700 Leoben,
Austria
SMaterials Center Leoben, A-8700 Leoben, Austria
ABSTRACT
Einsatzbedingt werden Thermistoren starken Temperaturbeanspruchungen ausgesetzt,
die zu erheblichen thermomechanischen Belastungen des Bauteils führen können. Diese
Belastungen begrenzen die im Einsatz tolerierbaren Stromstärken, weil zu hohe elekt-
rische Belastungen zu hohen Temperaturbelastungen und zur Zerstörung des Bauteils
führen können.
Das Versagen geht in der Regel von Defekten im Bauteil aus. Bei mechanisch
destruktiven Versuchen sind die Defekte Bereiche im Gefüge, die zu einer
Spannungskonzentration führen. Bei elektrischer Beanspruchung sind diese Defekte
ebenfalls versagensrelevant, doch kommen auch andere Defekte bei denen keine
gravierenden Änderungen im lokalen mechanischen Verhalten auftreten, hinzu. So können
scheinbar geringe Änderungen in der Konzentration der Dotierungselemente zu
erheblichen Änderungen in der elektrischen Leitfähigkeit führen, die dann starke
Änderungen in der lokalen Stromdichte und damit auch in der lokalen Joule’schen
Heizrate bewirken. Dies kann ein starke Erhöhung der lokalen Zugspannungen bewirken
und damit das Versagen auslösen.
In dieser Arbeit werden Bauteile in mechanischen und elektrischen Tests
zerstörend geprüft und versagensrelevante Defekte durch fraktographische Unter-
suchungen identifiziert. Es werden Beispiele für mechanische als auch für elektrische
Inhomogenitäten besprochen.
1. EINLEITUNG
Thermistoren sind nichtlineare elektrische Bauelemente, deren elektrischer Widerstand
sich mit der Temperatur stark verändert. Sie werden in vielen Bereichen der Technik, z.B.
als Sicherung gegen einen zu hohen elektrischen Strom, zur Entmagnetisierung, als
Temperaturfühler und vieles mehr eingesetzt [1-6]. In dieser Arbeit werden PTC-
Widerstände behandelt. Bei aktiver Anwendung (Schaltprozeß) ist das PTC-Bauteil mit
dem Verbraucher in Serie geschaltet. Durch den elektrischen Stromfluß erwärmt sich der
PTC (Joule’sche Erwärmung), was zu einem starken Anstieg seines Widerstandes führt.
Dadurch steigt auch der Gesamtwiderstand des Schaltkreises und der Stromfluß wird
verringert.
Keramische PTCs basieren in der Regel auf einer n-dotierten BaTiO3- Keramik. Bei
hohen Temperaturen ist Bariumtitanat kubisch. Es wandelt bei der Curie Temperatur (etwa
130 °C) in die tetragonale Niedertemperaturphase um. In der Hochtemperaturphase
werden die Elektronen in den halbleitenden Kristallen durch gezielt eingebrachte
Korngrenzenladungen (Doppel Schottky Barrieren) quasi in den Körnern eingesperrt und
die Keramik ist nichtleitend. Die tetragonale Niedertemperaturphase ist nicht mehr