62 Prakt. Met. Sonderband 38 (2006)
Die zweite Form nutzt den Weg der Massivtransformation zur Herstellung lamellarer
Gefüge. Derartige massiv transformierte Proben weisen aufgrund ihres thermodynamisch
instabilen Zustandes, ihrer hohen Fehlstellendichte und der hohen inneren Spannungen
eine geringe Stabilität bei hohen Temperaturen auf. Während einer anschließenden
Glühung scheiden sich daher nach der in Abbildung 2 eingezeichneten
Entmischungsreaktion im massiv transformierten ym feine gekreuzte a2-Lamellen aus. Auf
die Orientierungsbeziehung zwischen den Lamellen und der Matrix sowie die Keimbildung
wird in Kapitel 5 und 6 näher eingegangen. Im Folgenden werden die Gefügeausbildungen
während der beiden Wärmebehandlungszyklen beschrieben.
Abt
4.1 VOLL LAMELLARES GEFÜGE NACH LANGSAMER ABKÜHLUNG Aa
Abbildung 4 zeigt beispielhaft ein klassisch voll lamellares Gefüge. Um keine Reste von Ti-4
globularen y-Körnern zu erhalten, muss die Glühtemperatur über der a-Transustemperatur lame
(To), also im o-Einphasengebiet, liegen. Die resultierenden Gefüge sind meist sehr Abb
grobkornig, da es aufgrund des Fehlens einer wachstumshemmenden Zweitphase sehr 120!
rasch zu Kornvergréberung kommt. Die Lamellendicke wird primar von der Lan
Abkühlgeschwindigkeit bestimmt. Je rascher die Abkühlung, desto feiner die entstehenden mas
Lamellen, da Zeit für die Diffusion der Atome und damit für das Wachstum der Lamellen der
tran
dam
O2-L
hohı
kanı
5.
In A
darc
Glül
Abbildung 4: Lichtmikroskopisches Bild eines voll lamellaren Gefüges (Legierung Zwe
Ti-45AI-5Nb, Zusammensetzung in Atomprozent). Rau
Blac
42 VOLL LAMELLARES GEFUGE NACH MASSIVTRANSFORMATION UND AN- Bei
SCHLIESSENDER GLUHUNG lauf
Im Gefügebild erscheint die massiv transformierte Phase als blockige, massive (daher die was
Bezeichnung), ungeordnete, chaotisch Phase, in der sehr schwer Korngrenzen erkennbar tran
sind. Abbildung 5 zeigt ein Gefüge der Legierung Ti-45AI-5Nb (Zusammensetzung in ents
Atomprozent), das großteils aus massiv transformierten Bereichen besteht, welches nach Ebe
einer zweiminütigen Glühung bei einer Temperatur von 1300°C (T,=1295°C) und :
anschließender Abkühlung mit 55 K/s entstanden ist. Zusätzlich sind große Körner sich
erkennbar, die nicht massiv transformiert wurden, aber aufgrund der schnellen Abkühlung sind
eine sehr feine Lamellenstruktur besitzen, die im Lichtmikroskop nicht mehr auflösbar ist INNE
(siehe Pfeil). de