Full text: Fortschritte in der Metallographie

222 Prakt. Met. Sonderband 47 (2015) 
3.4 Erklirungsversuch zu den beobachteten Zementitmorphologien Korro: 
Aufgrund des Alters des Bergeisens ist mit Alterungseffekten zu rechnen, die bei ,,neu” hergestell- 
ten Eisenlegierungen nicht beobachtet werden konnen. Aus dem Eisen-Kohlenstoff- 
Phasendiagramm ist ersichtlich, dass die Kohlenstoffloslichkeit im Ferrit bei der eutektoiden Um- 
wandlung ein Maximum von 0,022 % C erreicht und bei Raumtemperatur liegt sie bei etwa 10° % 
C. Die beobachteten feinen Zementitnadeln im Ferrit könnten auf diese sehr geringere Kohlenstoff- 
löslichkeit zurückgeführte werden. Warum die Zementitnadeln einerseits im gesamten Ferritgefüge 
vorhanden sind (Bild 4b) und andererseits nur im Zentrum der Ferritkörner (Bild 6) ausgeschieden 
werden, ist dadurch zu erklären, dass aufgrund des Korngrenzenzementits bereits Keime vorhanden 
sind und der gelöste Kohlenstoff der Umgebung zum Zementit diffundiert. Wenn die Diffusionswe- 
ge zu lang werden, kommt es zur Keimbildung und die Zementitnadeln werden im Kornzentrum 
gebildet. Kr 
Das Fehlen von Martensit im Gefüge kann mehrere Ursachen haben. Der beim Härten entstandene oo 8 
Martensit wurde durch Korrosion abgetragen, wodurch nur noch die im Inneren des Bergeisens ent- . orhande 
standene Zwischenstufe zu beobachten ist. Das Bergeisen wurde nach dem Hérten angelassen, wo- hw, red 
bei eine optische Unterscheidung von angelassenem Martensit und der Zwischenstufe schwierig ist Alle et 
Es konnte aber auch die sehr geringe Kohlenstoffdiffusion im Ferrit bei Raumtemperatur zur Um- En 
wandlung des Martensits in Zementit und Ferrit führen. Wie Criado et al. [11] zeigten, beginnen wie 2B 
auch über sehr lange Zeiträume die Zementitlamellen sich zu verdndern. Es ist daher naheliegend, Matenal 
dass im metastabilen Martensit Kohlenstoffdiffusion stattfindet und mit der Zeit ein angelassener Anfordet 
Martensit entsteht. Eine endgültige Aussage, warum kein Martensit vorliegt, kann derzeit nicht ge Schadeny 
troffen werden. Auffallend ist aber, dass auch in anderen alten Eisengegenstinden kein Martensit ZUM 
beobachtet wurde [5-10]. m Fole 
AQITOSE 
Danksagung 
Unser Dank gilt den Studenten Herrn Thomas Stepan und Stefan Luckeneder. 
5 Literatur li da 
{1] M. Wachter, G. Kandutsch, Extra Lapis Nr. 38, 2010. de Ris 
[2] FE. Gruber, res montanarum, 50, 2012, 203-223. do a 
[3] S.Klemm, S. Strobl, R. Haubner, res montanarum, 50, 2012, 88-98. a 
[4] M. Mehofer, in Das frithungarische Reitergrab von Gnadendorf (Niederdsterreich), Verlag des 
Romisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz, 2006, 159-173. 
[5] C. Mapelli, W. Nicodemi, R.F. Riva, CD-ROM Proc. 2" Int. Conf. Archaecometallurgy in Eu- = 
rope, Aquileia, Italy, 2007, paper 225. 01 
[6] M. Mehofer, Archaeologica Austriaca, Band 89, 2005, 251-254. i 
[7] S.Eichert, M. Mehofer, R. Baier, Archéologisches Korrespondenzblatt, 2011, 47, 139-153. ney 
[8] S. Strobl, R. Haubner, S. Klemm, in: Special Issue, 14" International Symposium on Metallog- Looks 
raphy, Acta Metallurgica Slovaca Conference, 2010, 7, 655 - 660. Vier 
[9] S. Strobl, R. Haubner, S. Klemm, in: Special Issue, 1 4" International Symposium on Metallog- Ves 
raphy, Acta Metallurgica Slovaca Conference, 2010, 7, 661 - 664. Bw 
[10] G. Ghiara, P. Piccardo, S. Campodonico, M.M. Carnasciali, JOM, 2014, 66, 793-801 > 
[11] Criado A.J., Martinez J.A., Calabrés R., Rodriguez L.M., Jiménez J.M.. Karlsson M.: Practical r- 
Metallography, 2000, 37, 315-325. oo
	        
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