Full text: Fortschritte in der Metallographie

Prakt. Met. Sonderband 47 (2015) 267 
Vom Bohnerz und der Ofensau — Friihe Eisengewinnung im 
Rennfeuer aus materialographischer Sicht 
T. Schubert, D. Hohs, F. Knabe, T. Bernthaler, G. Schneider 
Hochschule Aalen, Aalen, Deutschland 
I Einführung 
0 schnell apg. 
"enandelt und Stahl ist auch heute noch mit einer Jahresproduktion von mehr als 1,6 Mrd. Tonnen einer der wich- 
CAST lektro- tigsten Konstruktionswerkstoffe weltweit [1]. Erst ab dem 14. Jahrhundert war es mittels verschie- 
dener Arten des Frischens möglich, aus hoch kohlenstoffhaltigem Roheisen Stahl zu gewinnen. Vor 
dieser Zeit wurde schmiedbarer Stahl im sogenannten Rennfeuer direkt aus Erzen reduziert. Bei 
Aig einem Rennfeuer oder Rennofen handelt es sich um einen aus Lehm oder Steinen errichteten 
Schachtofen der bereits ca. 700 Jahre v. Chr. von den Kelten zur Erzeugung von schmiedbarem 
Eisen aus Erzen genutzt wurde. Im Rahmen eines studentischen Projektes wurde ein Rennofen auf- 
1} Ofenwand gebaut und erfolgreich Erz zu schmiedba- 
rem Eisen verhiittet. Anhand dieser Pro- 
2) Holzkohle/Er Z ben werden materialographische Ansich- 
3) Luftzufuhr ten der verschiedenen Prozessstadien 
4) Luppe/Ofensau erarbeitet und ein tieferes Verständnis der 
5) Schlacke Vorgänge bei der frühzeitlichen Stahlher- 
6) Kohle-/Schlackerest. stellung insbesondere der Möglichkeit 
7) Erdboden kohlenstoffarmes, schmiedbares Eisen 
ohne einen Frischprozess zu erzeugen. 
Ausgehend von Anschliffen von Boh- 
nerzknollen, werden die einzelnen Stadi- 
en des Prozesses licht- und rasterelektro- 
Da nenmikroskopisch dargestellt. Als End- 
produkt konnte ein geschmiedeter Barren 
realisiert werden aus dem 
Bild 1: Schematischer Aufbau eines Rennofens. 
der Schlackeanteil weitestgehend ausgetrieben wurde. Die durchgeführten Experimente und Unter- 
suchungen ermöglichen einen interessanten Einblick in die frühgeschichtliche Eisengewinnung und 
die aufwändige Herstellung des Werkstoffes Stahl. Bei einem Rennfeuer oder Rennofen handelt es 
sich um einen aus Lehm oder Steinen errichteten Schachtofen, der je nach örtlichen Gegebenheiten 
Höhen von nur rund einem halben Meter bis 2 Meter erreicht. Über einer Herdgrube von ca. 0,5 m 
Durchmesser und einer Tiefe von meist ca. 30 cm wird ein Ofenschacht aus Ziegeln oder mit Pflan- 
oil zenfasern verstiarktem Lehm errichtet (Bild 1). Im unteren Teil des Schachtes werden sog. Zuglo- 
ii Ver cher oder auch Düsen eingebracht, durch diese wird der Ofen im Prozess mit der nötigen Menge 
- Luft versorgt um die entsprechenden Prozesstemperaturen zu erreichen. Die Luftversorgung wird 
entweder durch Eigenzug (Kamineffekt) oder durch das Einblasen mit einem Blasebalg realisiert. 
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