Full text: Fortschritte in der Metallographie

62  Prakt. Met. Sonderband 47 (2015) 
3.3 Hartphasenhaltige Stähle und weiße Gusseisen 
Bei größerer Abrasionsbeanspruchung kommen ledeburitische Kaltarbeitsstähle zur Anwendung. 
Sie enthalten häufig bis zu 12 % Chrom und 1,6 % C (z.B. X153CrMoV12-1), weil hierdurch Kar- 
bide vom Typ M;C; ausgeschieden werden können. Die Legierungen werden oft als Gusswerkzeu- 
ge ausgeführt, sind martensitisch härtbar und eignen sich als Presswerkzeuge für keramische Mas- 
sen und als Brechwerkzeuge. Wird der Kohlenstoffgehalt weiter in Richtung 3 % Kohlenstoff ange- 
hoben erhöht sich der Hartphasengehalt weiter und die Gruppe der weißen Gusseisen wird erreicht. 
Mit Cr-Gehalten < 4 % scheiden sich M3C-Karbide aus, wobei die Matrix in der Regel durch Ab- 
kühlung aus der Gusshitze martensitisch wird. Höherlegierte Sorten enthalten zwischen 15 und 30 
% Cr, so dass das härtere M;Cz3 als Hartphase in einer martensitischen Matrix ausgeschieden wer- 
den kann. Wird Niob in Gehalten zwischen 5 — 7 % zugesetzt, bilden sich aus der Schmelze zu- 
nächst die deutlich härten Niobmonokarbide NbC aus, die den Abrasionswiderstand weiter anheben 
[9]. Es empfiehlt sich, den Kohlenstoff und Cr-Gehalt dann aber abzusenken, weil die Rissgefahr in 
der notwendigen Härtebehandlung mit dem Hartphasengehalt steigt. 
Eine andere Gefügekonzeption verfolgt der Manganhartstahlguss (z.B. GX140MnCr17-2). Das Le- 
gierungssystem ist so ausgelegt, dass ein austenitisches Gefüge ohne Hartphasen entsteht. Die Le- 
gierungen sind deshalb zäh, können aber insbesondere bei Stoßbelastung in der Oberfläche durch 
Kaltverfestigung in ihrer Härte auf bis zu 58 HRC aufhärten, wobei die selbst generierte Oberflä- Kor 
chenzone weniger als 100 pm dick ist. 
Schließlich bleibt noch die Möglichkeit, kostengünstige Substratwerkstoffe mit einer hochhartstoff- 
haltigen Schicht durch Fülldraht-Auftragschweißen zu versehen. In Legierungen mit bis zu 5 % 
Kohlenstoff und 30 % Chrom werden in den maximal 15 mm dicken Schichten M-Cs-Karbide in 
einem Volumenanteil > 50 Vol.-% primär aus der Schmelze ausgeschieden. Alternativ kann beim Pro 
Plasma-Transfer-Arc (PTA-) Schweifien Hartstoffpulver (z.B. Wolframschmelzkarbid WC/W;C) in 
das Schmelzbad hineingerieselt werden. Neuere Entwicklungen ersetzen die hirbei häufig verwen- 
deten teuren Ni-Matrices durch härtbare Fe-Basis-Matrices, in die zugleich auch alternative oxidi- 
sche Hartstoffe eingelagert werden können [10]. 
4 Literatur 
[1] W. Theisen, Mat.-wiss. u. Werkstofftech. 2005, 36, 8, 360 — 364 
[2] H. Berns, W. Theisen, Eisenwerkstoffe, 4. Auflage Springer-Verlag, Berlin, 2008, S. 252 
[3] W. Theisen, Fortschr. Ber. 1997, VDI-Reihe 2, Nr. 428, VDI-Verlag, Diisseldorf 
[4] F.X. Kayser, A. Litwinchuk, G.L. Stowe, Metallurgical Transactions A 1975, 6A, 55 — 58 
[5] K.D. Litasov, S.V. Rashchenko, AN. Shmakov, Y.N. Palyanov. Journal of Alloys and 
Compounds 2015, 628, 102 — 106 
[6] H. Mizubayashi, S.J. Li, H. Yumoto, M. Shimotomai, Scripta Materialia 1999, 40, 7, 
773-777 
[7] L.S.I. Liyanage, J. Houze, S. Kim, MA. Tschopp, S.G. Kim, M.I. Baskes, M.F. 
Horstemeyer, Physical Review B89 2014, 094102, 1 — 12 
[8] F. Pohl, S. Huth, W. Theisen, Materials Science and Engineering: A 2013, 559, 822 — 828 
[9] W. Theisen, G. Gevelmann, Journal of ASTM International 2011, 8,9, 1 —8 
[10] A. Rottger, S. Weber, W. Theisen. R. Winkelmann, DVS-Congress und DVS-Expo 2011, 272 
— 279
	        
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