284 Prakt. Met. Sonderband 52 (2018)
Erst im 3D-digital Mikroskop (Bild 4a) waren teilweise dunkle Ablagerungen an der
Stahloberfläche zu erkennen, welche auf Mangandioxid (MnO>, Braunstein) hindeuten. Im einer
REM-SE Modus (Bilde 4b) sind abgerundete Ablagerungen zu erkennen, die im REM-BSE rah
Modus (Bilde 4c) dunkel erscheinen (geringere Atommasse) und in der REM-EDX ¥@*
Elementverteilungsanalyse ist zu erkennen, dass neben C (typischerweise biologisches
Material) auch Mn gepaart mit O vorliegen (Bilder 4d).
Eine Messung des freien Korrosionspotentials an der Oberflache ergab mit +350 mVgce
einen überaus hohen Wert, der die elektrochemische Wirksamkeit des MnO: bestatigt [4]. Wi
Somit konnte eine korrosionsférdernde mikrobiologische Aktivität nachgewiesen werden, jo
welche zwar das aktive Fortschreiten der Korrosion erklart, nicht aber die Initiierung in 8
diesem Wasser. | 5
Es wurden aber auch kristalline Kalkablagerungen gefunden, was in Anbetracht der sehr ar
niedrigen Wasserhärte (3,1 °dH) sehr überraschend war. Auf Rückfrage stellte sich
heraus, dass die vorübergehende Befüllung der Leitung mit einem Wasser hoher Härte
(18,6 °dH) und einem Chloridgehalt von 155 mg/L, nicht auszuschlieRen ist. Diese Wasser
ist geeignet die Kalkablagerungen und auch die Initilerung von Lochkorrosion, unter den {p§lfav
gegebenen Bedingungen (Anlauffarben, Mangandioxid, Stagnation) zu erkl&ren. |
4. ZUSAMMENFASSUNG he
Die Korrosion einer Feuerlöschleitung aus austenitischem nichtrostendem Stahl (Wk.Nr. Js
1.4307) ist auf ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren zurückzuführen. ny
Die Materialuntersuchungen ergaben eine korrekte Zusammensetzung des Stahls und i
keine Sensibilisierung durch falsche Wärmebehandlung oder Schweißen. Die m )
Untersuchungen ließen jedoch einen hohen Anteil an Martensit und rund 5% &-Ferrit, vor po
allem in der Querschliffmitte, sowie Gleitlinien in der Randzone erkennen. Dieses Gefüge Gye
begünstigen zwar die Ausbreitung der Korrosion im Inneren des Werkstoffes, erklären: a
aber nicht die Initierung der Lochkorrosion. Selbst Anlauffarben im Bereich der nen
Schweißnähte und mikrobiell abgeschiedenes MnO,, kénnen die Initiierung von a in
Lochkorrosion bei den niedrigen Chioridgehalten des Wassers nicht erklären. fos
Anhand von Indizien (Ablagerungen) konnte nachvollzogen werden, dass mit sehr hoher past
Wahrscheinlichkeit, vorübergehend ein Wasser mit höherem Chloridgehalt verwendet rat
wurde. Dies wurde die Initiierung von Lochkorrosion im Bereich der Anlauffarben erklären. Na
Durch den vorhandenen mikrobiellen Einfluss und die stagnierenden Betriebsbedingungen =
konnten diese Korrosionsstellen dann auch im Wasser mit geringem Chloridgehalt nicht
mehr repassivieren. Aufgrund dieses Ergebnisses erscheinen spezielle Abhilfemaß- -
nahmen nicht erforderlich. Nach der Reparatur des Systems sollte auf die ausschließliche ECM
Befüllung mit dem Wasser mit niedrigem Chloridgehalt geachtet werden. ;
REFERENZEN | | pie
[1] E.Wendler-Kalsch, H. Grafen, Korrosionsschadenkunde, Springer Verlag, 1998. Ta
[2] DIN EN 10088-1: Nichtrostende Stéhle — Teil 1: Verzeichnis der nichtrostenden bz
Stähle, Ausgabedatum: Jänner 2012. | bE
[3] S. Strobl, R. Haubner, P. Linhardt: Praktische Metallographie - Practical fier.
Metallography, 49 (2012), 3; 155 - 170. Lo rigs:
[4] P. Linhardt: Materials and Corrosion 61(12) (2010) 1034 — 1039. | Nerves
[53] G.F. Vander Voort: Metallography. ASM International, 3" printing, 2004. * fe:
[6] E.Houdremont: Handbuch der Sonderstahlkunde (1956) Verlag Stahleisen mbH, Über 45(
Düsseldorf, Auflage 3. « / I he
[7] S. Strobl, R. Haubner, G. Ball, P. Linhardt: Praktische Metallographie - Practical trans
Metallography, 55 (2018) (in press). oer
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