Full text: Fortschritte in der Metallographie

58 Prakt. Met. Sonderband 52 (2018) 
sein Bestreben, die Rahmenbedingungen dafür in Leoben, der Steiermark und in Österreich so gut 8 
wie möglich zu gestalten. Neben seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor galt seine große N 
Leidenschaft somit auch der Forschungspolitik. Dazu einige kurze Anmerkungen. . 
In der Steiermark spielen Werkstoffe, d.h. die Gewinnung der Rohstoffe, ihre Verarbeitung und ne br 
Anwendung seit Jahrtausenden eine bedeutende Rolle. Es gibt in der Umgebung von Leoben viele un 
bedeutende Funde aus der Bronzezeit. Eine Periode aus der frühen Eisenzeit — die Hallstattzeit — ist ! 7 
sogar nach einem Ort etwa 100 km nordwestlich von Leoben benannt, das berühmte Ferrum Noricum fe 
kommt aus diesem Großraum. Am steirischen Erzberg, etwa 30 km nördlich von Leoben, wird seit 4 N 
mehr als 1000 Jahren Eisenerz abgebaut und in den umliegenden Tälern verhüttet. Der Abbau von oe 
Eisenerz und die Erzeugung von Eisen und Stahl waren vom Mittelalter bis heute für technische und nn 
wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes von besonderer Bedeutung. Dabei spielte a 
selbstverständlich die Verwendung von Stahl in der Waffentechnik eine große Rolle. Als im 19’ten Ge = 
Jahrhundert neue Produktionstechniken in England zum Einsatz kamen, welche die Die : I 
Konkurrenzfähigkeit der österreichischen Produkte bedrohten, gründete der Habsburgerprinz Let 
Erzherzog Johann 1840 eine Schule, in der Bergbau und die Erzeugung von Stahl unterrichtet wurden. RE 
Aus dieser Schule ging schließlich die Montanuniversität Leoben hervor. A 
Auch heute noch sind Werkstoffe und werkstoffnahe Technologien für Österreich von Be 
auBergewohnlicher Bedeutung. In Osterreich sind Firmen mit Weltruf aus allen wichtigen 
Werkstoffbereichen beheimatet. Die Namen Voestalpine, Bohler, Planseewerke, Borealis, FACC, 
Veitsch-Radex, Epcos, Infineon oder Wienerberger mögen als wenige Beispiele dienen. Der Anteil 4 
dieser werkstoffnahen Industrien am Österreichischen Bruttonationalprodukt ist sehr hoch und sogar 
höher als der Anteil der Tourismusbranche. Dies ist der Hintergrund, auf dem die beruflichen 
Tätigkeiten von Franz Jeglitsch gründen. 
Franz Jeglitsch hat in Leoben Metallurgie studiert. Er war als Assistent und Professor praktisch sein 
ganzes Berufsleben in Leoben tätig. Er hat die Bedeutung der Werkstoffe für Leoben und Österreich 
sehr früh verstanden und zielgerichtet auf den Ausbau Leobens als Zentrum der Werkstofforschung 
hingearbeitet. Er war bereits 1969 als junger Dozent gemeinsam mit dem damaligen Rektor 
G. Fettweis federführend an der Gründung der neuen Studienrichtung „Werkstoffwissenschaft“ 
beteiligt und hat dabei wesentlich an der Entwicklung des Studienplans mitgewirkt. Das Studium ist 
im Dreiphasengebiet Grundlagen — Technologie — Herstellung sehr nahe an der Grundlagenecke 
angesiedelt. Jeglitsch hatte großen Einfluß auf die Berufungen an der Universität. Es mag ein Zufall 
sein, daß die meisten Professoren aus den Grundlagenfächern an Themen aus dem Werkstoffbereich 
forschen. So forscht der Physikprofessor an Halbleitern, der Chemieprofessor an der Ionenleitung in 
Oxidkeramiken und der Mechanikprofessor an der martensitischen Umwandlung von Stihlen. Die 
Studienrichtung hatte im Schnitt der letzten Jahre etwa gleichauf mit der Studienrichtung „Petroleum 
Engineering“ die meisten Absolventen (Dipl.-Ing., Master). Die Zahl der Promotionen ist sogar mehr 
als doppelt so hoch wie bei allen anderen Leobener Studienrichtungen. 
Jeglitsch „leitete“ die Studienrichtung über viele Jahre und bis zu seiner Emeritierung. Hier hat er auf 
höchste Qualität in Forschung und Lehre geachtet, was er — im Sinne der universitären Grundidee — 
durch eine möglichst enge Verzahnung der Lehre mit der Forschung erzielen wollte. Diese Idee führte 
zu besonders vielen Forschungsprojekten, die teilweise durch den grundlagenorientierten 
Wissenschaftsfonds, in vielen Fällen aber auch durch die Industrie finanziert wurden. Das Publizieren 
— das in den Siebzigerjahren an einer Montanlehranstalt noch keine große Bedeutung hatte — wurde 
zu einem bedeutenden Faktor des wissenschaftlichen Disputs und der Qualitätskontrolle. Bei einer 
Erhebung aus dem Vorjahr hat sich ergeben, daß von Forschern der Studienrichtung 
Werkstoffwissenschaft, die etwa 10 % der Lehrstühle der Universität aufweist, 73 % aller „highly 
cited papers“ (das sind Arbeiten mit mehr als 100 Zitierungen im SCI) der Universität verfaßt wurden. 
Im weltweiten Ranking der Werkstoffstudien, das von Ecole Polytechnique de Lausanne verfaßt 
wurde (Bild 2), liegt Leoben als zweitbestes europäisches Studium an siebenter Stelle, nach 
Cambridge und noch vor der ETH Zürich. Nun sollte man solche Rankings nicht überbewerten, es 
zeigt aber, daß Jeglitsch sein Ziel, ein Studium hoher Qualität aufzubauen. erreicht hat.
	        
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