60 Prakt. Met. Sonderband 52 (2018)
Bild 3: Prof. G. Petzow wurde 1989 die Ehrendoktorwürde der Montanuniversität Leoben
verliehen. Der Rektor, Prof. F. Jeglitsch, bei der Überreichung der Urkunde.
Einer der wichtigsten Initiativen von Franz Jeglitsch war sein Engagement bei der Gründung der
Christian Doppler Forschungsgesellschaft (gegründet 1988), in der das Deutsche Fördermodell
weiterentwickelt wird. Begabte Forscher können nach bewilligter Antragstellung ein CD-Labor
einrichten, das zur Hälfte von der interessierten Industrie und zur Hälfte von der öffentlichen Hand
finanziert wird. Die CD-Gesellschaft ist heute in Österreich wahrscheinlich die am wenigsten
bürokratische Fördermöglichkeit für Forschung im Nahtbereich Grundlagen und Anwendung. Ein
CD-Labor wird für sieben Jahre eingerichtet und es können etwa fünf Wissenschaftler beschäftigt
werden. 2017 gab es in Österreich 87 CD-Labore. Jeglitsch engagierte sich auch stark in der
Forschungsgesellschaft Joanneum, der größten außeruniversitären Forschungsgesellschaft in
Österreich. Als 2004 in Deutschland die Exzellenzinitiative des BMBF gestartet wurde, kämpfte
Jeglitsch in Österreich für ein ähnliches Programm. 2006 wurde auch in Österreich ein
Exzellenzprogramm gestartet, und Franz Jeglitsch war der Spiritus Rektor für den Leobener Antrag
für ein Exzellenzzentrum, das 2008 in der ersten Tranche des Programms bewilligt wurde. Das
Materials Center Leoben (MCL) beschäftigt heute etwa 150 Wissenschaftler. Es gibt inzwischen zwei
weitere Kompetenzzentren des Exzellenzprogrammes in Leoben (für Polymere und für Stahl). Die
Steiermark erreichte im Jahr 2017 eine Forschungsquote von 5,2 % und wurde damit — noch vor
Baden Württemberg — zur forschungsstärksten Region Europas. Heute arbeiten in Leoben, einer Stadt
mit etwa 25000 Einwohnern, mehr als 500 Werkstoffwissenschaftler. Dies ist in hohem Maß auf das
Wirken von Franz Jeglitsch zurückzuführen. Ea
Als Forscher war Franz Jeglitsch vor allem an den Gefligen der Werkstoffe und ihrer Darstellung ©
interessiert. Er zeigte in seinen Vorträgen viele Aufnahmen von Gefügen. Des Öfteren machte er den
Scherz, unter diese auch von Künstlern gestaltete Bilder zu mischen. Er freute sich riesig, wenn keiner be
der Zuseher erkannte, was Natur war und was Kunst. So will auch der Autor seinen Vortrag mit
einigen Bildern aus seiner Arbeiten beenden (Bild 4).