Full text: Fortschritte in der Metallographie

64 Prakt. Met. Sonderband 52 (2018) 
Legierungsdesign — von ZX50 zu ZX10 
Eine Reihe aktueller Studien bewerten den Einfluss des Zn Gehalts auf die Korrosionseigenschaften 
von Mg-Zn-Ca Legierungen [16-18]. Allen gemeinsam ist die Aussage, dass zur Vermeidung von edlen, 
mikrogalvanisch und damit korrosionsbeschleunigend wirkenden Ausscheidungen ein gut ausbalancier- 
ter Gehalt von Zn und Ca notwendig ist. Bakhsheshi-Rad et al. [16,18] weisen im Besonderen darauf 
hin, dass sich ein hoher Zn Gehalt über die Bildung erhöhter IM1 Gehalte (CasMgxZn15-x, 4.6 <= x < 12) 
negativ auswirkt. Zur Verbesserung des elektrochemischen Verhaltens ist konsequenterweise eine Re- 
duktion des Zn-Gehalts erforderlich (Abb. 1). 
— 2 — 
HCOP+LIQUID 
. . 
+ 43 ! 
re 
7” HCP + IM1 + MgZn 
mes mpeg ne 
A 2 3 4 5 6 7 
w%(Zn) 
Abb. 1: System Mg-Zn-Ca; Isopleth bei 0.3 Gew.-% Ca. Die strichlierten Linien kennzeichnen die 
Lage der Legierungsvarianten ZX50 und ZX10. 
Eine solch einfache Maßnahme würde jedoch zu einer deutlichen Reduktion der Festigkeit führen, da 
der Effekt der Zn-Mischkristallhärtung wesentlich reduziert wäre. Aus den Daten in [10] kann ein Misch- 
ristallhärtungseffekt von etwa 20 MPa pro Gewichtsprozent Zn abgeleitet werden. Eine Reduktion des 
Zn-Gehaltes von 5% auf 1% würde deshalb zu einer unerwünschten Festigkeitsabnahme von = 80 MPa 
führen. Zur Kompensation des Verlustes an Mischkristallhärtung müssen folglich weitere Maßnahmen 
ergriffen werden. Nach Wilson und Chapman [19] sowie Barnett et al. [20] liegt der Hall-Petch Koeffizient 
für feinkörnige Mg Legierungen bei etwa 160 MPaum'?, Demzufolge würde eine Verringerung der Korn- al 
grösse von 4 um (Korngrösse von ZX50 in [21]) auf 1 um eine Erhöhung der Streckgrenze um ca. u 
80 MPa zur Folge haben. Diese einfache Rechnung zeigt, dass zur Erzielung der angestrebten Festig- on 
keit (Streckgrenze > 250 MPa) eine ausgeprägte Kornfeinung erforderlich ist. Es hat sich gezeigt, dass 
eine besondere thermomechanische Behandlung, gekennzeichnet durch eine Lésungsglithung und 
Warmauslagerung plus nachfolgender Warmumformung (z.B. Extrusion) im Temperaturbereich der La- 
vesphase (Mg,Zn)Ca, d.h. 325 - 350°C (Abb. 2a), zu Korngréssen von ca. 1.5 um führt (Abb. 2b). 
Demzufolge ergeben sich sehr attraktive mechanische Eigenschaften: Streckgrenze = 250 MPa, Zug- 
festigkeit = 270 MPa, Bruchdehnung = 20% [22]. 
Die guten mechanischen Eigenschaften der Legierung XHP ZX10 gehen einher mit einem ausgezeich- 
neten Biokorrosionsverhalten. Die Abbildung 3 illustriert das in vitro Verhalten der Legierung ZX10 im 
Vergleich zur hoch-Zn haltigen Variante ZX50. Der deutlich geringere Korrosionsangriff erklärt sich aus 
der Tatsache, dass die Phase (Mg,Zn)2Ca unedler als die Mg-Matrix ist und sich anodisch auflöst, wäh- 
rend sich bei der Legierung ZX50 die Matrix anodisch aufldst, immer wieder neue chemisch edlere IM1- 
Phase freigelegt wird und sich an der Oberflache metallisches Zn abscheidet. . 
Die Abbildung 4 zeigt das in-vivo-Degradationsverhalten im Vergleich zu ZX50 nach 12 Wochen Im- 
plantationszeit (Implantation von Stiften mit 16 mm Durchmesser in den Femur von Ratten). Die schnell 
korrodierende Legierung ZX50 hat sich komplett abgebaut, während die Legierung ZX10 den ge- 
wünschten langsamen und homogenen Abbau zeigt. 
“Fein 
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