66 Prakt. Met. Sonderband 52 (2018)
Degradation ‚auf Wunsch‘
Als dominierenden Degradationsmechanismus kann mikrogalvanische Korrosion gewertet werden. Da-
mit wird verständlich, dass sowohl über eine chemische Modifikation der Matrix als auch der Interme-
tallischen Phasen auf die Degradationsgeschwindigkeit Einfluss genommen werden kann. Dies soll an
zwei Beispielen illustriert werden.
Beim ersten Beispiel verändern wir die Zusammensatzung der Legierung nur geringfügig, d.h. der Zn-
Gehalt wird von 1 auf 1.5 Gew.-% erhöht und gleichzeitig der Ca-Gehalt von 0.3 auf 0.25 Gew.-% (ZX20)
verringert. Wie der in Abb. 5 gezeigte isotherme Schnitt zeigt, verändert sich dadurch bei einer Extrusion
bei ca. 325°C die Natur der IMPs von unedilen Mg2Ca (Legierung ZX10) zu edlen Zn-reichen [M1
(CasMgxZn15-x, 4.6 < x < 12). Damit erhöht sich die Potentialdifferent zwischen Matrix und IMPs und die
Degradationsgeschwindigkeit nimmt deutlich zu (Abb. 6).
TC HCP + IM1 + Mg,Ca
HCP + Mg Ca
le
HCP + IM1
A gs 8
Zn content {wi-%] Diese
Abb. 5: Isothermer Schnitt bei 325°C im System Mg-Zn-Ca. Eingezeichnet sind die Positionen der
Legierungen ZX10 (MgZn1Ca0.3) und ZX20 (MgZn1.5Ca0.25). Bei ZX10 liegt die unedle
Lavesphase Mg2Ca vor, während bei ZX20 die ediere Zn-reche Phase IM1 vorliegt.
a) Tam |
ZX10 60. oa wm in vitro .
= 50-1 — P=94 um in vitro .-
3 Al
A ar = 4 gp 2 a0] ae
30 ve
5
ZX20 3 20
7 10 nn
ı 2.mm et E
A 0 10 20 30 40 50
Weeks
Abb. 6: : uCT-Rekonstruktionen von Mg-implantaten aus den Legierungen ZX10 und ZX20 (a). Die
Degradationsgeschwindigkeit der Legierung ZX20 ist deutlich héher als die der Legierung
ZX10 (b). Schon geringe Veränderungen der chemischen Zusammensetzung haben einen
deutlichen Einfluss auf das Degradationsverhalten.
Beim zweiten Beispiel verändern wir die chemische Zusammensetzung der Intermetallischen Phase
ohne Änderung der Gesamtzusammensetzung der Legierung, sondern alleine durch eine Glithbe—
HCP
“©