& III. Agrarsteuern und Steuerpolitik.
Hauptaufgaben sein muß, den sittlichen Fortschritt der Menschen
zu fördern und den geistigen Inhalt des menschlichen Daseins immer
reicher zu gestalten. Richtig ist ferner, daß sie ihre Forschungen nicht
auf kurzfristig erzielbare Erfolge abstellen soll und darf, einerlei ob
es sich um reine Geisteswissenschaften oder um praktische Wissen-
schaften handelt. Beides widerspricht aber der Auffassung nicht,
daß die Wissenschaft nicht um ihrer selbst, sondern um der Menschen
willen da ist. Die Lehre von dem Selbstzweck der Wissenschaft ist
herausgewachsen aus der Angst, man könnte die Wissenschaftler in
der Beschaulichkeit und Gründlichkeit ihrer Studien stören und ihnen
die Mittel für dieselben nicht reichlich genug zufließen lassen. Diese
Angst ist sicher oft genug berechtigt gewesen. Das hat aber mit der
Richtigkeit der Lehre von dem Selbstzwecke der Wissenschaft nichts
zu tun. Alles Tun der Menschen, auch die wissenschaftliche
Forschung, soll der Menschheit dienen, teils dem sittlichen,
teils dem materiellen oder wirtschaftlichen Fortschritte,
wobei der wirtschaftliche Fortschritt dem sittlichen Fortschritte vor-
nehmlich den Weg zu bereiten hat. Ohne diese Zielsetzung irrt die
Wissenschaft auf einem uferlosen Meere umher. Nur mit dieser Ziel-
setzung kann auch das Problem der Menschenerziehung neben dem
der Forschung zu ihrem Rechte kommen. Die Menschen sind es, die
immer höher hinaufgezogen werden sollen, und die Erkenntnisse sind
zu erweitern und zu vertiefen, soweit sie hierbei helfen können.
Il. Agrarsteuern und Steuerpolitik.
a) Vorbemerkungen.
Schon im Vorworte dieses Buches wurde erwähnt, daß die Steuern
einen tief einschneidenden Einfluß auf die Agrarzustände und die
Agrarentwicklung der Länder ausüben. Dies trifft zu sowohl bezüglich
ihrer Höhe, wie ihrer Erhebungsformen und besonders auch bezüglich
der Art der Sicherung des Steuereingangs. Im Laufe unserer bisherigen
Betrachtungen sahen wir z. B., wie der Hauskommunismus, die süd-
slawische Zadruga, Jahrhunderte hindurch konserviert worden ist,
lediglich durch die Art der Besteuerung, und daß Ähnliches auch von
dem Dorfkommunismus Rußlands und anderer Länder zu sagen ist.
Ja auch die Variationen des Dorfkommunismusses lassen sich großen-
teils auf Art und Höhe der Steuern zurückführen, welche den Gemeinden
als Ganzes betrachtet zur Aufbringung auferlegt wurden. Je höher
diese Steuern waren, desto mehr wurde das Land nicht nach Familien-
häuptern, sondern nach der Zahl der arbeitsfähigen Personen verteilt,
wobei bei zunehmender Steuerlast zuerst nur die erwachsenen Männer,
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