Die praktische Zollpolitik. 455
von 1913 nicht möglich, weil der Krieg Tausende von industriellen Anlagen zer-
acht und stört und die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft sehr stark und in den
twickelt. einzelnen Ländern ganz verschieden beeinträchtigt hatte. Ebenso stark
tschland, aber wirkte dabei mit, daß die erforderlichen Kapitalien zur Restau-
ıtschland ration der Volkswirtschaften ganz verschieden verteilt waren und großen-
ist, wenn teils dort am stärksten fehlten, wo sie am meisten benötigt wurden, weil
isch über die Kriegszerstörungen am weitgehendsten waren. Die Vereinigten
‚üster ist. Staaten von Nordamerika, die sich an den Kriegslieferungen weitaus
uß weit- am stärksten beteiligt hatten, sind großenteils um dieser Lieferungen
jeser Ge- und deren Sicherung willen mit in den Krieg gezogen !). Sie haben die
die Zoll- internationalen Zahlungsmittel, nämlich das Metallgeld, größtenteils an
ar Agrar- sich gezogen und zudem noch Forderungen bei den im Kriege belieferten
erjenigen Kunden von fast unmeßbarer Größe zur Folge gehabt. Den nicht von
ı Einfluß ihnen belieferten Staaten, namentlich Deutschland, aber wurden,
Zement- soweit irgend möglich, Reparationszahlungen aufgebürdet, welche diese
wichtigen Staaten indirekt an der Bezahlung der früheren Kriegslieferungen
Iauswirt- Amerikas beteiligten. Sollte dieses ganze Geschäft für die U. S. A. nicht
u aller schief gehen, so mußte die Wirtschaft der Schuldnerstaaten einschließ-
enntnis lich der Reparationsträger einigermaßen wieder in Gang gebracht wer-
ı einem den. Das Mittel hierzu aber waren Amerikaanleihen, welche Westeuropa,
sen Ar- insbesondere Deutschland, weiter an Amerika verschuldeten. Wir hatten
ist und aber nur die Wahl, diese Anleihen zur Restauration unserer Wirtschaft
Unter- auf uns zu nehmen oder die Wege einzuschlagen, die Rußland gegangen
ıß einem ist. Wir würden mit Hilfe dieser Anleihen und der deutschen Arbeits-
schneller kraft auch aus den großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten allmählich
auch der wieder herauskommen, wenn wir für unsere sich relativ rasch erholende
Industrie den erforderlichen Absatz schaffen könnten. Dem aber steht
politisch entgegen, daß die ganze Welt, voran aber der große Gläubiger Europas,
haftsver- sich mit hohen Zöllen gegen die Einfuhr deutscher Industrieerzeugnisse
lverhält- sperrt. Deswegen ist der Abbau dieser Zölle, besonders derjenigen in den
z U. 8. A., die eigentliche Kernfrage des ganzen Sanierungsproblems von
und den Westeuropa. Das ist die Strippe, an der zuerst gezogen werden muß,
ıkammer Amerika muß zu der Überzeugung gebracht werden, daß Europa auf
sOTgUNgS- die Dauer seine Schulden nur verzinsen und tilgen kann, wenn die
gführen- europäische Industrie durch eine verständige Arbeitsteilung mit der
Lieferung amerikanischen am Leben erhalten und zur vollen Arbeitsfähigkeit
oder die gebracht wird. Dazu aber braucht Europa zunächst eine Verständigung
Das hat der Schuldner untereinander, damit dieselben gemeinsam mit ihrem
Staaten Gläubiger in Verhandlung treten können. Bei dieser Verständigung aber
ige stark steht eine solche zwischen Frankreich und Deutschland obenan, weil in
N At 1) Allerdings waren diese Kriegslieferungen nicht der einzige Grund, der den
lie längst U. S. A. die Beteiligung am Weltkriege zweckmäßig erscheinen ließ. Wie bei uns
n der deutsch-französische Krieg zur Verschmelzung der einzelnen deutschen Stämme
t hätten. viel beigetragen hat, so erhoffte man auch in den U. S. A. von der Beteiligung am
rherstel- Weltkriege eine Förderung des Nationalbewußtseins für den Gesamtstaat und eine
‚ deshalb Minderung der Gegensätze und Unterschiede der Einzelstaaten und Volksstämme.