Versuche in der Theodieee. 81
A de b) Die zweite vorgebliche Rechtfertigung würde zwar die Wirk-
HE lichkeit des Moralischbösen in der Welt einräumen, den Welturheber
aber damit entschuldigen, dass es nicht zu verhindern möglich gewesen;
zöttlichen weil es sich auf den Schranken der Natur der Menschen, als endlicher
k, verun- Wesen, gründe. — Aber dadurch würde jenes Böse selbst gerechtfertigt
werden; und man müsste, da es nicht als die Schuld der Menschen
Sn ihnen zugerechnet werden kann, aufhören es ein moralisches Böse zu
A nennen.
ehe Leis: c) Die dritte Beantwortung: dass, gesetzt auch, es ruhe wirklich
reiflichen mit dem, was wir moralisch Böse nennen, eine Schuld auf dem Menschen,
ere Prak- doch Gott keine beigemessen werden müsse, weil er jenes als "That der
;h finden, Menschen aus weisen Ursachen blos zugelassen, keinesweges aber für
Weisheit sich gebilligt und gewollt oder veranstaltet hat; — läuft, (wenn man
esonderes auch an dem Begriffe des blosen Zulassens eines Wesens, welches
les Höch- ganz und alleiniger Urheber der Welt ist, keinen Anstoss nehmen will,)
‚rin irren, doch mit der vorigen Apologie (b) auf einerlei Folge hinaus: nämlich
t, wir für dass, da es selbst Gott unmöglich war, dieses Böse zu verhindern, ohne
Betrach- anderweitigen höhern und selbst moralischen Zwecken Abbruch zu thun,
erscheint, der Grund dieses Uebels, (denn so müsste man es eigentlich nun-nennen,)
— Diese unvermeidlich ‚in dem Wesen der Dinge, nämlich den nothwendigen
schwerde, Schranken der Menschheit als endlicher Natur, zu suchen sein müsse,
ng jedes mithin ihr auch nicht zugerechnet werden könne.
berlassen II. Auf die Beschwerde, die wider die göttliche Gütigkeit aus
den Uebeln, nämlich Schmerzen, in dieser Welt erhoben wird, besteht
‚46s. Mittel, nun die Rechtfertigung derselben gleichfalls
etung wird a) darin: dass in den Schicksalen der Menschen ein Uebergewicht
ı weil diese des Uebels über den angenehmen Genuss des: Lebens fälschlich ange-
rechtigkeit nommen werde, weil doch ein Jeder, so schlimm es ihm auch ergeht,
EN lieber leben, als todt sein will, und diejenigen Wenigen, die das Letztere
WOsentHEh beschliessen, so lange sie es selbst aufschoben, selbst dadurch noch immer
Daberigeht jenes Uebergewicht eingestehen, und wenn sie zum Letztern thöricht
‚elches den genug sind, auch alsdann blos in den Zustand der Nichtempfindung
Guten hier übergehen, in welchem ebenfalls kein Schmerz gefühlt werden könne.
Arster — Allein man kann die Beantwortung dieser Sophisterei sicher dem
NEN DAR Ausspruche eines jeden Menschen von gesundem Verstande, der lange
Kbibeine genug gelebt und über den Werth des Lebens nachgedacht hat, um
;tsanspruch hierüber ein Urtheil fällen zu können, überlassen, wenn man ihn fragt:
ob er wohl, ich will nicht sagen auf dieselben, sondern auf jede andere
KANT’s sämmtl. Werke. VI.