Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

Versuche in der Theodicee. 87 
auch zu durch unsre Vernunft selbst der Ausleger seines durch die Schöpfung 
n und als verkündigten Willens; und diese Auslegung können wir eine authen- 
1och aber tische Theodieee nennen. Das ist aber alsdann nicht Auslegung einer 
uss unab- vernünftelnden (speculativen), sondern einer machthabenden 
ann,) der praktischen Vernunft, die, sowie sie olme weitere Gründe im Gesetz- 
gleich als geben schlechthin gebietend ist, als die unmittelbare Erklärung und 
äinbarung Stimme Gottes angesehen werden kann, durch die er dem Buchstaben 
höchsten seiner Schöpfung einen Sinn gibt. Eine solche authentische Interpretation 
‚ann, wel- finde ich nun in einem alten heiligen Buche allegorisch ausgedrückt. 
lt durch- Hiob wird als ein Mann vorgestellt, zu dessen Lebensgenuss sich 
de liegt; alles vereinigt hatte, was: man, um ihn vollkommen zu machen, nur 
sheit des immer ausdenken mag. Gesund, wohlhabend, frei, ein Gebieter über 
doch nur Andere, die er glücklich machen kann, im Schoosse einer glücklichen 
t, zu der Familie, unter geliebten Freunden; und über das alles, (was das Vor- 
nehmste ist,) mit sich selbst zufrieden in ‚einem guten Gewissen, Alle 
diese Güter, das letzte ausgenommen, entriss ihm plötzlich ein schweres 
über ihn zur Prüfung verhängtes Schicksal. Von der Betäubung über 
in, sofern diesen unerwarteten Umsturz allmählig zum Besinnen gelangt, bricht 
Nun sist er nun in Klagen über seinen Unstern aus; worüber zwischen ihm nnd 
entweder seinen. vorgeblich sich zum Trösten einfindenden Freunden es bald zu 
he jenen einer Disputation kömmt, worin beide Theile, jeder nach seiner Den- 
‚Verbin: kungsart, (vornehmlich aber nach seiner Lage;) seine: besondere "T’heo- 
eTAUSVEIS dieee zur moralischen Erklärung jenes schlimmen Schicksals aufstellt. 
Die Freunde Hiob’s bekennen sich zu dem System der Erklärung aller 
ine gött- Uebel in der Welt aus der göttlichen Gerechtigkeit, als so vieler 
het wer: Strafen für begangene Verbrechen; und ob sie zwar keine zu nennen 
; jeder: wussten, die dem unglücklichen Manne zu Schulden kommen sollten, so 
Kndab: glaubten sie doch « priori urtheilen zu können, er müsste deren auf sich 
ch einem ruhen haben, weil es sonst nach der göttlichen Gerechtigkeit nicht mög- 
hen? Ver lich wäre, dass er unglücklich sei. Hiob dagegen, — der mit Ent- 
gentliche rüstung betheuert, dass ihm sein Gewissen seines ganzen Lebens halber 
X Boch keinen Vorwurf mache, was aber menschliche unvermeidliche Fehler 
die gött- betrifft, Gott selbst wissen werde, dass er ihn als ein gebrechliches Ge- 
nl’ ie ein schöpf gemacht habe, — erklärt sich für das System des unbedingten 
auf Eins göttlichen Rathschlusses. „Er ist einig‘, sagt er, „er macht's, wie 
wodurch Er iliE 
a Wesen 
rd“ Gott *) Hiob XXH1,; 13;
	        
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