Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

Ueber eine Entdeckung, nach der alle Kritik 
der letzteren lehren, ohne der ersteren Erwähnung zu thun; eine zwar A WirCe 
wahre, aber sehr unerhebliche Anmerkung; denn die Anweisung , eine erfindı 
Parabel nach Vorschrift der Theorie zu zeichnen, ist nur für den so gan 
Künstler, nicht für den Geometer.* Herr EBERHARD hätte aus der } 
Stelle, die er selbst aus der Anmerkung des BorenL.t anführt und sogar künst] 
unterstrichen hat, sich hievon belehren können. Es heisst da: Subjectum Herr 
enim definitum assımi potest, ut affectiones variae de eo demonstrentur, licet ] 
praemissa non sit ars, subjectum ipsum efformandum delineandi. Es wäre Form 
aber höchst ungereimt, vorzugeben, er wolle damit sagen: der Geometer  Veiche 
erwartete allererst von dieser mechanischen Construetion den Beweis (nach 
der Möglichkeit einer solchen Linie, mithin die objective Realität seines facher 
Begriffs. Den Neueren könnte man eher einen Vorwurf dieser Art ihm X 
machen: nicht dass sie die Eigenschaften einer krummen Linie aus der spruel 
Definition derselben, ohne doch wegen der Möglichkeit ihres Objeets und _h 
gesichert zu sein, ableiteten, (denn sie sind mit derselben sich zugleich die Re 
der reinen blos schematischen Construction vollkommen bewusst, und die Kı 
bringen auch die mechanische nach derselben, wenn. es erfordert zu dür 
wird, zu Stande,) sondern dass sie sich eine solche (z. B. die Parabel den, 0 
durch die Formel av == y?) willkührlich denken, und nicht, nach dem ad, Dos 
Beispiele der alten Geometer, sie zuvor 'als im Schnitte des Kegels ge- vielme 
geben herausbringen, welches der Eleganz der Geometrie gemässer sein unsere 
* Um den Ausdruck der Construction der Begriffe, von der die Kritik der 
reinen Vernunft vielfältig redet und dadurch das Verfahren der Vernunft in der Ma- Be: 
thematik von dem in der Philosophie zuerst genau unterschieden hat, wider Miss- 
brauch zu sichern, mag Folgendes dienen. In allgemeiner Bedeutung kann alle 
Dar$tellung eines Begriffs durch die (selbstthätige) Hervorbringung einer ihm 
correspondirenden Anschauung Construction heissen. Geschieht sie durch die bloöse ' 
Einbildungskraft, einem Begriffe a priori gemäss, so heisst sie die reine, (dergleichen zureic] 
der Mathematiker allen seinen Demonstrationen zum Grunde legen muss; daher er an niss & 
einem Zirkel, den er mit seinem Stabe im Sande beschreibt, so unregelmässig er auch sieht, 
ausfalle, die Eigenschaften eines Zirkels überhaupt so vollkommen beweisen kann, 
als ob ihn der beste Künstler im Kupferstiche gezeichnet hätte.) Wird sie aber an SE 
irgend einer Materie ausgeübt, so würde sie die empirische Construction heissen Prinei 
können. ‚Die erstere kann auch die schematische, die zweite die technische Unter: 
genannt werden. Die letztere und wirklich nur uneigentlich so genannte Construe- (mateı 
tion, (weil sie nicht zur Wissenschaft, sondern zur Kunst gehört und durch Instru- licher 
MaentS verrichtet wird,) ist nun entweder die geometrische, durch Zirkel und U 
Lineal, oder die mechanische, wozu andere Werkzeuge nöthig sind, wie zum Bei- 
spiel die Zeichnung der übrigen Kegelschnitte ausser dem Zirkel. kein X
	        
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