Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

S Ueber eine Entdeckung, nach der alle Kritik 
werde schon über dem halben Wege vom Sinnlichen zum Uebersinn- weil 
lichen hinausliegen; denn wenn man die Seiten nicht mit Fingern nach- davo 
zählt, kann man schwerlich durch bloses Uebersehen die Zahl derselben Wid: 
bestimmen. Die Frage war: ob wir von dem, welchem keine correspon- 
dirende Anschauung gegeben werden kann, ein Erkenntniss zu bekom- Stoff 
men hoffen können. Das wurde von der Kritik, in Ansehung dessen, thut. 
was kein Gegenständ der Sinne sein kann, verneint; weil wir zu der sinnl 
objectiven Realität des Begriffs immer einer Anschauung bedürfen , die ihm 
unsrige aber, selbst die in der Mathematik gegebene, nur sinnlich ist. unbe 
Herr EBERHARD bejahet dagegen diese Frage und führt unglücklicher Art « 
Weise — den Mathematiker, der alles jederzeit in der Anschauung de- er w. 
monstrirt, an, als ob dieser, ohne seinem Begriffe eine genau correspon- vom 
dirende Anschauung in der Einbildungskraft zu geben, den Gegenstand eiger 
desselben durch den Verstand gar wohl mit verschiedenen Prädicaten nicht 
belegen und.ihn also auch ohne jene Bedingung erkennen könne. lien « 
Wenn nun ARCHIMEDES ein Sechsundneunzigeck um den Zirkel es. ih 
und auch ein gleiches in demselben beschrieb, um, dass und wieviel der Was | 
Zirkel kleiner sei, als das erste, und grösser, als das zweite, zu beweisen: glau] 
legte er da seinem Begriffe von dem genannten regulären Vieleck eine die N 
Anschauung unter, oder nicht? Er legte sie unvermeidlich zum Grunde, Sinn 
aber nicht indem er dasselbe wirklich zeichnete, (welches ein unnöthiges word 
und ungereimtes Ansinnen wäre,) sondern indem er die Regel der Con- mal i 
struction seines Begriffs, mithin sein Vermögen, die Grösse desselben, so wirk] 
nahe der des Objects selbst, als er wollte, zu bestimmen, und also dieses klein 
dem Begriffe gemäss in der Anschauung zu geben, kannte, und so die Zege) 
Realität der Regel selbst und hiemit auch dieses Begriffs für den Ge- 
brauch der Einbildungskraft bewies. Hätte man ihm aufgegeben aus- 
zufinden, wie aus Monaden ein Ganzes zusammengesetzt sein könne; so Stirt n 
würde er, weil er wusste, dass er dergleichen Vernunftwesen nicht im On 
Raume zu suchen habe, gestanden haben, dass man davon gar nichts zu Mer $ 
sagen vermöge, weil es übersinnliche Wesen sind, die nur in Gedanken, Algen 
niemals aber als solche in der Anschauung vorkommen können. — Herr kung, 
EBERHARD aber will die letztern, sofern sie nur entweder für den Grad die Rı 
der Schärfe unserer Sinne zu klein, oder die Vielheit derselben in einer EEE 
gegebenen anschaulichen Vorstellung für den dermaligen Grad der Ein- ran 
bildungskraft und sein Fassungsvermögen zu gross ist, für nichtsinn- N inter 
liche Gegenstände gehalten wissen, von denen wir Vieles sollen durch steht, 
den Verstand erkennen können; wobei wir ihn denn auch lassen wollen: Ganze 
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