Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

34 Ueber eine Entdeckung, nach der alle Kritik 
Vorstellung, etwas Nichtsinnliches wahrzunehmen. — Hiebei wird viel- sophi 
leicht dem Leser einfallen, zu fragen: warum, wenn Herr EBERHARD nun zeit 
einmal beim Erheben über die Sphäre der Sinnlichkeit (S. 169) ist, er als nv 
doch den Ausdruck des Nichtsinnlichen immer braucht und nicht viel- (The: 
mehr den des Uebersinnlichen. Allein das geschieht auch mit gutem OS. 
Vorbedacht. Denn bei dem letzteren würde es gar zu sehr in die Augen  CPSO] 
gefallen sein, dass er es nicht aus der sinnlichen Anschauung, eben jeetiv 
darum, weil sie sinnlich ist, herausklauben konnte. Nichtsinnlich aber gen © 
bezeichnet einen blosen Mangel (z. B. des Bewusstseins von etwas in der sie L 
Vorstellung eines Gegenstandes der Sinne), und der Leser wird es nicht Grün 
sofort inne, dass ihm dadurch eine Vorstellung von wirklichen Gegen- liege] 
ständen einer anderen Art in die Hand gespielt werden soll. Ebenso men, 
ist es mit dem, wovon wir nachher reden wollen, dem Ausdrucke: allge- doch 
meine Dinge (statt allgemeiner Prädicate der Dinge) bewandt, wodurch intell 
der Leser glaubt eine besondere Gattung von Wesen verstehen zu Wide 
müssen, oder dem Ausdrucke nicht-identischer (statt synthetischer) den 
Urtheile. Es gehört viel Kunst in der Wahl unbestimmter Ausdrücke entwe 
dazu, um Armseligkeiten dem Leser für bedeutende Dinge zu verkaufen. oder 
Wenn also Herr EBERHARD den Leibnitzisch-Wolfischen Begriff entw. 
der Sinnlichkeit der Anschauung recht ausgelegt hat: dass sie blos in wir s 
der Verworrenheit des Mannigfaltigen der Vorstellungen in derselben Sinn] 
bestehe, indessen dass diese doch die Dinge an sich selbst vorstellen, befas 
deren deutliches Erkenntniss aber auf dem Verstande, (der die einfachen tuell 
Theile in jener Anschauung erkennt,) beruhe, so hat ja die Kritik jener selbst 
Philosophie nichts angedichtet und fälschlich aufgebürdet, und es bleibt Sinn] 
nur noch übrig auszumachen , ob sie auch Recht habe, zu sagen: dieser schat 
Standpunkt, den die letztere genommen hat, um die Sinnlichkeit (als möch 
ein besonderes Vermögen der Receptivität) zu charakterisiren, sei un- ihre 
richtig.* Er bestätigt die Richtigkeit dieser der Leibnitzischen Philo- mind 
physischen Compendien steht, doch schlechterdings nicht in die Transscendental- 
philosophie, sondern lediglich in die Logik gehört, indem er keinen Unterschied in nicht 
der Beschaffenheit der Dinge, sondern nur des Gebrauchs der Begriffe, ob sie im All- gramn 
gemeinen oder aufs Einzelne angewandt werden, anzeigt. Indessen dient dieser Aus- ken w 
druck doch, neben dem des Unbildlichen, um den Leser einen Augenblick hinzu- Zeitge 
halten, als ob dadurch eine besondere Art von Objeecten, z. B. die einfachen Elemente, Philos 
gedacht würden. nn etwas 
* Herr EBERHARD schilt und ereifert sich auch auf eine belüstigende Art S. 298 kann ı 
über die Vermessenheit eines solchen Tadels, (dem er obenein einen falschen Aus- so nal 
druck unterschiebt.) Wenn es Jemandem einfiele den CIcEro zu tadeln. dass er gibt k
	        
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