Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

44 Ueber eine Entdeckung, nach der alle Kritik 
Unter dem Dogmatismus der Metaphysik versteht diese näm- Beweis 
lich das allgemeine Zutrauen zu ihren Prineipien, ohne vorhergehende Kritik 
Kritik des Vernunftvermögens selbst, blos um ihres Gelingens willen; meiner 
unter dem Skepticismus aber das, ohne vorhergegangene Kritik, vom D 
gegen die reine Vernunft gefasste allgemeine Misstrauen, blos um des ist, rec 
Misslingens ihrer Behauptungen willen.* Der Kritieismus des Verfah- lung i 
rens mit allem, was zur Metaphysik gehört, (der Zweifel des Aufschubs,) ein s) 
ist dagegen die Maxime eines allgemeinen Misstrauens gegen alle syn- Aufga]l 
thetischen Sätze derselben, bevor nicht ein allgemeiner Grund ihrer siker b 
Möglichkeit in den wesentlichen Bedingungen unserer Erkenntnissver- oder S 
mögen eingesehen worden, dienste 
Von dem gegründeten Vorwurfe des Dogmatismus befreit man sich D 
also nicht dadurch, dass man, wie S. 262 geschieht, sich auf sogenannte solcheı 
apodiktische Beweise seiner metaphysischen Behauptungen beruft; denn talen. 
das Fehlschlagen derselben, selbst wenn kein sichtbarer Fehler darin ergang 
angetroffen wird, (welches gewiss oben der Fall nicht ist,) ist an ihnen a prior 
so gewöhnlich, und die Beweise vom Gegentheil treten ihnen oft mit thetisc] 
nicht minder grosser Klarheit in den Weg, dass der Skeptiker, wenn er aus ein 
gleich gar nichts wider das Argument hervorzubringen wüsste, doch sein wegen 
non liquet dazwischen zu legen gar wohl berechtigt ist. Nur. wenn der Ideen « 
: suchun 
* Das Gelingen im Gebrauche der Prinecipien a priort ist die durchgängige Be- matik : 
stätigung derselben in ihrer Anwendung auf Erfahrung; denn da schenkt man bei- fahren 
nahe dem Dogmatiker seinen Beweis a priori. Das Misslingen aber mit demselben, weiing 
welches den Skepticismus veranlasst, findet nur in den Fällen statt, wo lediglich Be- em 
weise a priori verlangt werden können, weil die Erfahrung hierüber nichts bestätigen leben 
oder widerlegen kann, und besteht darin, dass Beweise a priort von gleicher Stärke, eigener 
die gerade das Gegentheil darthun, in der allgemeinen Menschenvernunft enthalten E 
sind. Die erstern sind auch nur Grundsätze der Möglichkeit der Erfahrung und in geht, fı 
der Analytik enthalten. Weil sie aber, wenn die Kritik sie nicht vorher als solche ven Bes 
wohl gesichert hat, leicht für Grundsätze, welche Weiter: als blos für Gegenstände Urtheil 
der Erfahrung gelten, gehalten werden, so’ entspringt ein Dogmatismus in Ansehung N 
des Uebersinnlichen. Die zweiten gehen auf Gegenstände, nicht, wie jene, durch zweiıt« 
Verstandesbegriffe, sondern durch Ideen, die nie in der Erfahrung gegeben werden Urtheil 
können. Weil sich nun die Beweise, dazu die Prineipien lediglich für Erfahrungs- Das Er 
gegenstände gedacht worden, in solchem Falle nothwendig widersprechen müssen; als nur 
so muss, wenn man die Kritik vorbeigeht, welche die Grenzscheidung allein bestim- ch der 
men kann, nicht allein ein Skepticismus in Ansehung alles dessen, was durch blose 
Ideen der Vernunft gedacht wird, sondern endlich ein Verdacht gegen alle Erkennt- denke, 
niss @ prıort entspringen, welcher denn zuletzt die allgemeine metaphysische Zweifel- kenntn 
lehre herbeiführt. durch 32
	        
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