Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

54 Ueber eine Entdeckung, nach der alle Kritik 
den man sich von ihnen machen kann,) veränderlich sind, ein analy- schend 
tischer Satz; denn es ist ganz identisch, zu sagen: ein endliches Ding ohne 4 
denke ich mir dadurch, dass es nicht alle Realität habe, und zu sagen: man_ € 
durch diesen Begriff von ihm ist nicht bestimmt, welche, oder wieviel solche: 
Realität ich ihm beilegen solle; d. i. ich kann ihm bald dieses, bald jenes unend 
beilegen und, dem Begriff von der Endlichkeit desselben unbeschadet, selbst 
die Bestimmung desselben auf mancherlei Weise verändern. Eben ıhm_n 
auf dieselbe Art, nämlich logisch, ist das unendliche Wesen unveränder- ohne 
lich; weil, wenn darunter dasjenige Wesen verstanden wird, was, ver- ebens« 
möge des Begriffs von ihm, nichts, als Realität zum Prädieate haben Princi 
kann, mithin durch denselben schon durchgängig, (wohl zu verstehen, in als PI 
Ansehung der Prädicate, von denen wir, ob sie wahrhaftig real sind, der € 
oder nicht, gewiss sind,) bestimmt ist, seinem Begriffe unbeschadet, an Phän 
die Stelle keines einzigen Prädicats desselben ein anderes gesetzt werden unend 
kann; aber da erhellt auch zugleich, dass dieser Satz ein blos analyti- er vie 
scher Satz sei, der nämlich kein anderes Prädicat seinem Subjecte bei- sprich 
legt, als aus diesem durch den Satz des Widerspruchs entwickelt werden EBER 
kann.* Wenn man mit blosen Begriffen spielt, um deren objective En 
Realität einem nichts_zu thun ist, so kann man viel dergleichen täu- dessel 
schen 
* Zu den Sätzen, die blos in die Logik gehören, aber sich durch die Zweideutig- Pet 
keit ihres Ausdrucks für in die Metaphysik gehörige einschleichen, und So, ob sie auf d 
gleich analytisch sind, für synthetisch gehalten werden, gehört auch der Satz: die haben 
Wesen der Dinge sind unverände rlich, d.i. man kann in dem, was wesent- Bedeı 
lich zu ihrem Begriffe gehört, nichts ändern, ohne diesen Begriff selber zugleich mit rische 
aufzuheben. Dieser Satz, welcher in BAUMGARTEN’S Metaphysik 8, 132, und zwar im laufe 
Hauptstücke von dem Veränderlichen und Unveränderlichen Steht, wo, (wie es auch 
recht ist,) Veränderung durch die Existenz der Bestimmungen eines Dinges nach Sonde 
einander (ihre Succession), mithin durch die Folge derselben in der Zeit erklärt wird, 
lautet so, als ob dadurch ein Gesetz der Natur, welches unsern Begriff von den Ge- KBER 
genständen der Sinne, (vornehmlich da von der Existenz in der Zeit die Rede ist,) dings 
erweiterte, vorgetragen würde. Daher auch Lehrlinge dadurch etwas Erhebliches sicht] 
gelernt zu haben glauben, und z. B. die Meinung einiger Mineralogen, als ob Kiesel- Fand 
erde wohl nach und nach in Thonerde verwandelt werden könne, dadurch kurz und | 
gut abfertigen, dass sie sagen: die Wesen der Dinge sind unveränderlich, Allein sisch, 
dieser metaphysische Sinnspruch ist ein armer identischer Satz, der mit dem Dasein doch 
der Dinge und ihren möglichen oder unmöglichen Veränderungen gar nichts zu thun noth; 
hat, sondern gänzlich zur Logik gehört und etwas Sinschärte was ohnedem keinem Wort 
Menschen zu leugnen einfallen kann, nämlich dass, wenn ich den Begriff von einem  CeR Ci 
und demselben Object behalten will, ich nichts an ihm abändern, d. i. das Gegentheil . 
von demjenigen, was ich durch jenen denke, nicht von ihm prädieiren müsse. ihm
	        
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