zeugt der intuitive Verstand zugleich die korrespondierende Anschau-
ung im Bewußtsein. Mit dem Begriff ist der Gegenstand in seiner
Totalität nicht nur gesetzt, sondern auch restlos bestimmt. Die mög-
lichen Urteilsbeziehungen eines Begriffs sind damit als wirklich, als
aktuell vorhanden im Bewußtsein gefordert. Psychische Gegenwär-
tigkeit der Urteilsbeziehungen sämtlicher Inhalte, oder wenigstens
deren Bereithaben im Bewußtsein ist der Ideal- und Normbegriff, der
uns die Struktur des intuitiven Verstandes ahnen und konstruieren
läßt. Dem intuitiven Bewußtsein muß die Gesamtheit der Erfahrungs-
inhalte in Bereitschaft stehen oder gegenwärtig sein können, weil er
sie aus sich selbst produzieren können muß. Ist somit das Ideal der
Erkenntnis durch die Normen der Bewußtseinsgegenwärtigkeit be-
stimmt, so ist der Träger des Ideals der Erkenntnis von der Ichheit-
Urteilskorrelation aufgerichtet.
5. Das dingliche Korrelat des Ideals der Erkenntnis muß daher die
Spuren der Herkunft aus dieser Korrespondenz zwischen Ich und Ge-
genstand in sich tragen. Dieser Gedanke führt zu einer fundamenta-
len Bestimmung des möglichen Inhaltes der Metaphysik. Da diese
Korrelation zwei Pole besitzt, so muß die Polarität sich nämlich auch
im Ding an sich offenbaren. Ding an sich, sofern es als Gegenstand
eines intuitiv erkennenden Verstandes in problematischer Weise ge-
dacht wird, muß sich daher sowohl von den Bedingungen des Sub-
jekts wie von denen des Objekts her konstruieren lassen. Es ist das
Unbedingte, die letzte zusammenfassende Ganzheit aller subjektiven
Erscheinungen, d. i. aber der psychischen Gegenstände. Die Seele ist
es, deren Begriff Kant durch diese Erwägungen seinen methodischen
Ort zuweist. Die Seele ist die letzte Ganzheit aller psychischen Er-
scheinungen. Ferner aber ist das Ding an sich das Unbedingte, die
Totalität aller objektiven Erscheinungen, d. i. aber der erfahrbaren
Wirklichkeit. In dieser Funktion ist das Ding an sich gleichbedeu-
tend mit der Welt als einem Ganzen. Und schließlich verlangt die
Polarität der Erkenntnis ein die beiden Pole zusammenfassendes, sie
in einer höheren letzten Einheit aufhebendes Unbedingtes, dem in der
diskursiven Erkenntnis die Gegenständlichkeit überhaupt entspricht,
die ja gleichsam jenseits von Ich und Einzelgegenstand gelegen ist.
Unter diesem Gesichtspunkte offenbart sich das Ding an sich als ein
Unbedingtes, in dem die Ichgliederung des Erkennens und die Da-
seinsbestimmtheit der Gegenstände in Eins zusammenfließen; es ist
eine Einheit, die mit dem Denken das Dasein setzt, ein Wesen mit
intuitivem Verstande, das selbst Ichheit ist und zugleich die Wirk-
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