theyschen Begriff des Verstehens erarbeitet hat. Beim intelligiblen
Charakter als Prinzip des Psychischen kann man nicht stehen bleiben,
denn er bedeutet für das Psychische nur die Fixierung seiner vom
naturhaften Sein abgewandten Struktur in einer negativen Form. Er
zeigt nur an, daß das Psychische in seinen Prinzipien über das gegen-
ständlich kausale Geschehen hinaus liegen muß, indem es eine Funk-
tion besitzt, die es logisch vor die Struktur der kausal bestimmten Ge-
genstände stellt. War doch die Ichheit das Prinzip aller Gegenständ-
lichkeit überhaupt. Es liegt daher die Möglichkeit nahe, in dieser
nichtkausal bestimmten Form des Psychischen den Ursprung der
Freiheit zu suchen und somit für die psychische Funktion des intel-
ligiblen Charakters einen positiven Ausdruck zu gewinnen. Die intel-
ligible Ordnung würde dann, wenigstens soweit sie als Ursprung zu
fungieren vermag, der Leerheit des Dinges an sich entrissen und der
wissenschaftlichen Erkenntnismethode voll und ganz zurückgewon-
nen werden.
Es muß also der Versuch gemacht werden, von den kantischen
Grundlagen, von seiner synthetischen Einheit der transzendentalen
Apperzeption aus, die Eigengesetzlichkeit des Psychischen soweit zu
entwickeln, daß nicht nur eine Möglichkeit für den Ursprung der
Freiheit geschaffen wird, sondern auch seine Notwendigkeit und sein
bestimmter methodologischer Ort erwiesen ist. Wie wir gesehen ha-
ben, hat Kant, weil er im „Ich denke“, das alle meine Vorstellungen
müsse begleiten können, ein Konstituens für die Ichbeziehung meiner
Bewußtseinsinhalte gefunden hatte, das Ich zum Prinzip aller meiner
Vorstellungen gemacht. Er führt diesen Gedanken der ichhaften Ein-
heit meiner Vorstellungen in der ersten Auflage der Kritik der reinen
Vernunft dahin aus, daß alles Psychische sowohl unter den Bedin-
gungen des Ich wie auch unter denen des Gegenstandes steht, so daß
es möglich ist, von da aus die Grundprinzipien der heutigen Denk-
psychologie zu entwickeln. In diesen mehr vorbereitenden als unter-
richtenden Analysen, wie er selbst bemerkt (IV, 76), unterscheidet er
an der Vorstellung, oder wie wir heute verallgemeinernd sagen wür-
den, an der Bedeutung eine zwiefache Funktion. Die eine verknüpft
die Bedeutung mit dem Ich als Bedingung ihres Erlebens und die
andere weist auf den Gegenstand der Vorstellung; sie ist ihre trans-
zendentale Funktion. Die Bedeutung kann daher von der Ichseite her,
sie kann aber auch von der Objektseite her betrachtet werden. „Jede
Anschauung enthält ein Mannigfaltiges in sich, welches doch nicht
als ein solches vorgestellt werden würde, wenn das Gemüth nicht die
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