Full text: Kant

ter das Praktische den Primat der praktischen Vernunft fordert, so 
versteht er darunter etwas anderes, als das Überwiegen des einen von 
zwei Gliedern einer Korrelation. Man hat die Wechselbeziehung zwi- 
schen den Sphären des Theoretischen als eine Korrelation angesehen. 
el- Aber da Kant ausdrücklich die Unmöglichkeit der Unterordnung des 
ın. Praktischen unter das Theoretische behauptet (V, 121), so ist sein 
vv. praktischer Primatbegriff nicht identisch mit dem, was wir vorhin 
nd als Primat der theoretischen Vernunft bezeichneten. Er verknüpft 
+h- seinen praktischen Primatbegriff mit dem Interesse, und alles Inter- 
nn esse sei „zuletzt praktisch‘. Die Einheit also, die der Primat der prak- 
3e- tischen Vernunft ausdrückt, liegt überhaupt nicht in der Ebene der 
te. Wissenschaft und kann daher auch nicht dem wissenschaftlichen 
er- Korrelationsbegriff des theoretischen Primats eingeordnet werden. 
nd Die Primatfunktion hat im Hinblick auf die beiden Gebiete des Theo- 
zu- retischen und Praktischen einen verschiedenen Sinn. Der Primat des 
an- Theoretischen bedeutet die formale Einheitsfunktion, die im Logi- 
ig- schen gegenüber jeglichem Sinnhaften enthalten ist, und die daher 
rte jeden Inhalt unter die Bedingungen möglicher Urteilsbestimmung 
18- stellt. Daher bedingt diese Einheit das System der möglichen wissen- 
et, schaftlichen Gegenstände und ist daher theoretische Systemeinheit. 
die Ganz anders aber verhält es sich mit der Primateinheit des Prakti- 
ınt schen. Sie ist nämlich als eine Einheit zu denken, die in der Ebene 
S0- „aller Gemüthskräfte‘“ zu suchen ist. Sie gehört zu den Einheitsbe- 
‚h- griffen, die aus der Einheit des Bewußtseins hervorquellen. Als Ein- 
)as heit von Werten ist sie daher ein Einheitsband für das Bewußtsein 
ın- der Werte und da sie Vernunfteinheit, also überindividuelle Bewußt- 
$i- seinseinheit der Werte, und zwar gerade der höchsten Werte ist, so 
bedeutet der Primat der praktischen Vernunft die Einheit des Kultur- 
ar- bewußtseins. Er konstituiert geradezu den Begriff des Kulturbewußt- 
‚en seins, sofern es Bewußtsein ist, aber nicht eines empirischen Ichs, 
en, sondern das menschliche Gattungsbewußtsein ist. Man darf aber die- 
ın- sen Ausdruck nicht in den Bereich der eigentlichen empirischen Ge- 
nd genstände hineinpressen; denn sofern dieses Gattungsbewußtsein 
ite Vernunft ist und Vernunft für Kant das Vermögen der Prinzipien 
gt bedeutet, ist ein Überempirisches am Gattungsbewußtsein gemeint. 
ige Die beiden Primate drücken also nicht ein Verhältnis aus, das sich 
uß auf eine wissenschaftlich-theoretische Korrelation bringen läßt. Diese 
an, Korrelation würde beide Gebiete so untereinander verknüpfen, daß sie 
un in theoretischer Abhängigkeit voneinander sind. Mithin wäre die 
in: theoretische Autonomie, das Ursprunghafte des Theoretischen wie 
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