1e- Wenn das Schöne nur in der Gesellschaft interessiert, so wird es als
notwendiger Faktor des geselligen Zusammenlebens charakterisiert,
ınt indem die Mitteilbarkeit zu seinem Wesen gehörig erkannt wird. Kant
de- bleibt nun aber bei dieser Bestimmung nicht stehen, sondern fügt ihr
on hinzu, daß der Mensch gerade durch die Gesellschaft aus seinem
in- bloßen Menschsein emporgehoben wird zu immer feinerer „Civili-
die sierung‘, die die ästhetischen Gefühle erst zu ihrem vollen Werte
rm kommen läßt. Hier mündet die subjektive Harmonie der Erkenntnis-
gie vermögen in den Begriff des Kulturbewußtseins ein, das in sich für
»Mi- das Individuum die ästhetischen Werte lebendig macht. An anderer
mM- Stelle erklärt Kant, daß die Propädeutik zu aller schönen Kunst in der
(en Bildung durch die Humaniora liegt: „vermuthlich weil Humanität
‘he einerseits das allgemeine Teilnehmungsgefühl, anderseits das Ver-
„ur mögen, sich innigst und allgemein mittheilen zu können bedeutet.““
aß (V, 355.)
hl- Die Wertbedeutung des Schönen für die Kultur der Gesellschaft
ım erweist Kant nach drei verschiedenen Richtungen. Er führt in den
Begriff des Schönen den Gedanken von der ästhetischen Idee ein, die
die für ihn. ja von vornherein sich mit dem Normativen erfüllt hatte. Er
n- bringt ferner andeutend „einen Übergang unseres Beurtheilungsver-
nS, mögens von dem Sinnengenuß zum Sittengefühl‘“ zustande, womit
er- das Schöne den sittlichen Maßstäben angegliedert wird. (V, 297.) Und
ık- schließlich beschäftigt sich Kant eingehend mit den Möglichkeiten
3e- der Verwirklichung der ästhetischen Werte, die er als Erscheinung
es vom Standpunkte des produzierenden Individuums wie der seine
3e- Produkte aufnehmenden Gesellschaft analysiert. Er gibt daher eine
ch Analyse des Genies, das er ausschließlich auf die künstlerisch ästhe-
as tische Funktion eingrenzt und eine Theorie der Kunst in ihrem zu-
les ständlichen Verhalten gegenüber der menschlichen Gesellschaft.
lo- Die ästhetische Idee gliedert sich hierdurch erst vollständig dem
3e- System der Kulturwerte ein; sie wird eine Normfunktion für die Ein-
ist heit des Kulturbewußtseins, die sich auf die einzelnen Kulturwerte
us und die Mannigfaltigkeit der ihnen untergeordneten Werte bezieht,
ES. indem den ästhetischen Ideen sich die Fülle der gesamten Lebens-
en probleme einzugliedern vermag.
8. Verfolgen wir jetzt diese Zusammenhänge mehr im einzelnen!
zu Im Kunstwerk mußte der Begriff sich der Anschauung anmessen, wie
lie es das allgemeine Gefüge der Urteilskraft erforderte. Jedem künst-
1s- lerischen Erzeugnis wie aller Schönheit in der Natur kommt eine
N. eigentümliche Sinn- und Ausdrucksbezogenheit zu. Auch Instru-
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