Metaphysik als ihrem letzten und alleinigen Zwecke, abzielen.‘“ (V,
473.) Die letzten Maßstäbe, die den Endzweck bestimmen, bilden den
Inhalt der Metaphysik. Daher sind diese teleologischen Analysen
Kants als metaphysisch zu betrachten. Das Als-ob läßt sich als der
Repräsentant der metaphysischen Methode Kants ansehen. Unter die-
sen drei Ideen ist die Freiheit „der einzige Begriff des Übersinnlichen,
welcher seine objective Realität .... an der Natur durch ihre in der-
selben mögliche Wirkung [den Kulturzustand] beweiset und eben da-
durch die Verknüpfung der beiden andern mit der Natur.... mög-
lich macht‘. (V, 474.)
Da der Endzweck das höchste Gut ist, so vereinigen sich in ihm die
höchsten Werte. Der Inbegriff der höchsten Werte aber als personale
Einheit gefaßt, ist Gott”. Nun sind die höchsten Werte die vollendet
gedachten Kulturwerte; mithin müssen in Gott die Kulturwerte als
vollendet gedacht werden. Eben darum ist auch Gott das Ideal der
Vernunft, nämlich das Ideal des Kulturbewußtseins. Und in der Tat
gibt Kant genauen Aufschluß über diese Konstitution des Urwesens.
Er hebt als die hauptsächlichsten „transzendentalen Eigenchaften“
hervor die Allwissenheit, die Allmacht und die Allgüte und Gerechtig-
keit (V, 444). Wissenschaft, Rechtsordnung, allgemeine Menschen-
liebe, Fähigkeit zur Macht gehören in der Tat zu den großen und un-
vergänglichen Werten, vermöge deren die historischen Kulturen groß
geworden sind; nur solche Kulturen, die diese Werte in umfassender
Weise verwirklicht haben, können sich große nennen.
Es ist charakteristisch, wie Kant trotz aller übersinnlichen und un-
erkennbaren Metaphysik, die er in den Gehalt der Vernunft hinein-
legt und die auf den absoluten Geist Hegels vorausdeutet, diesen meta-
physischen Vernunftgehalt im einzelnen analysiert, so daß er in be-
stimmte eindeutige Beziehung zu den Tatsachen des Weltgeschehens
gesetzt wird, freilich äußerlich mit den bekannten Vorsichtsmaßnah-
men eines Als-ob oder einer bloßen Möglichkeit umgeben. Diese kri-
tisch-transzendentalen Linien treten besonders dann heraus, wenn er
einen Geschehensprozeß betrachtet, dessen ganzheitliche Linien sich
nur mit Hilfe jenes Vernunftgehaltes, also der Struktur des Kultur-
bewußtseins ziehen lassen. So finden wir in seiner Schrift vom Jahre
1784: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Ab-
sicht, die schon einmal der Gegenstand unserer Betrachtung, unter
rein moralischen Gesichtspunkten, war (Kapitel 11, 3), ein geflissent-
liches Zurückdrängen aller metaphysischen und erkenntnistheoreti-
schen Fragen, obgleich es sich um eine Idee der Geschichte handelt.
200