OT: Die Metaphysik stellt die Rangordnung der höchsten Werte in theo-
iolt retischer Form dar. Diese theoretische Form ist Wertgestalt. Als Ge-
uß stalt muß sie übersehbar, als Ganzheit erlebbar sein. Aber nicht das
Telt psychische Moment des Erfassens der Gestalt in einem empirischen
ind Bewußtsein zu analysieren ist die Aufgabe der Metaphysik; dies Pro-
rt“ blem gehört der Psychologie der metaphysischen Erlebnisse an; son-
satt dern der objektive Gehalt dessen, was dieses Gestalterlebnis meint, ist
ten Gegenstand der metaphysischen Methode. Der Inhalt der Metaphysik
hat nur Sinn in bezug auf eine bestimmte Kulturepoche, auf einen
nur tatsächlichen Kulturzustand, dessen Ausdruck die Metaphysik ist. Sie
hr- gibt seinen höchsten und umfassendsten Wertmaßstäben und deren
aus Zusammenhang untereinander einen theoretischen, in ein System von
be- Urteilen gefaßten Ausdruck; insofern ist alle Metaphysik historisch
In bedingt und relativ.
zu- Die spezielle Wertrangordnung, die im einzelnen durchgeführte
ich Rangordnung der höheren und niedrigeren Werte, die nur möglich ist
Ma- durch die Zweckzusammenhänge innerhalb der Kultur, trägt daher
ert, stets die vergänglichen Zeichen der jeweiligen geistigen Zeitlage an
1en sich. Dennoch versinkt eine große Metaphysik, die den adäquaten
Ur- Ausdruck eines wertreichen Zeitalters darstellt, nicht völlig im Strome
rin der Zeiten. Sie enthält eine Schicht von überzeitlicher Gültigkeit, so-
ren fern sie der Idee nach die absoluten Werte enthält. Das ist das Charak-
die teristikum jeder bedeutenden Metaphysik, daß sie nach den absoluten
tur Werten greift und sie festzuhalten sucht in ihrer der Zeit entsprechen-
on- den individuellen Rangordnung. Ein ästhetisch oder wirtschaftlich
veil gerichtetes Zeitalter wird, wenn es überhaupt eine einheitliche, reiche
der und harmonische Wertkultur geschaffen hat, zu einer Rangordnung
in- gelangen, in der die ästhetischen bzw. wirtschaftlichen Werte an der
OTr- Spitze stehen. Ihre eigentümlichen Wertgefüge wirken dann nor-
ten mierend auf die übrigen in dem Zeitalter lebenden Werte ein.
nze Es kann daher keine absolute Wertrangordnung geben, die inhalt-
hm lich bestimmt wäre; wohl aber gibt es die bestimmten absoluten Werte
der Wahrheit, Sittlichkeit, des Schönen, des Rechts und der Religion.
ere Als letzten Maßstäben wohnt diesen Grundwerten eine ausgesprochen
ıta- formale Funktion ein. Nach dem besonderen Inhalt des höchsten
rte, Gutes als absoluten moralischen Maßstabes kann daher in einem von
ale der Beziehung auf einen tatsächlichen Kulturzustand absehenden
be, Sinne nicht gefragt werden. Auch Kant hütet sich, für den höchsten
öN- moralischen Wert und sein Gesetz einen bestimmten Inhalt anzu-
geben, um die Allgemeingültigkeit für jede Kultur nicht zu gefährden.
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