gleich das Prinzip der englischen Philosophie, die auch als Empiris-
mus bezeichnet wird, nach der methodischen Seite hin zu betonen.
Beiden Äußerungen der damaligen Kulturseele ist es eigentümlich,
daß sie Erkenntnismethoden zum Gestaltprinzip machen. Vermöge
ihrer metaphysischen Ganzheitsfunktionen bestimmen diese Methoden
den gesamten Weltgehalt und die Art seiner Objektivität. Während
oft in metaphysischen Systemen die Erkenntnismethoden sich nach
den Maßstäben letzter dogmatischer Werte in ihrer Struktur richten,
bestimmt im Rationalismus und Sensualismus umgekehrt die Erkennt-
nismethode den Gehalt der letzten Werte, die erkenntnistheoretische
Gestalt bestimmt den Gehalt des Universums.
Im Rationalismus ist alleiniges Wahrheitskriterium und schöpfe-
risches Erzeugungsprinzip das logische, begriffliche Denken in seiner
deduktiven Methode, aus dem Allgemeinen das Besondere abzuleiten.
Ihm gegenüber sinkt die Empfindung, der Sinneseindruck, zu einem
völlig kriterienlosen Material herab, das nichts zur Entscheidung der
Wahrheit beiträgt und nur sekundär den Inhalt der Erkenntnis her-
gibt. Diese einseitige Wert- und Bedeutungssteigerung des deduktiven
Denkens hat zur Folge, daß die Stellung unseres Erkenntnisvermö-
gens und der ihm als gegeben vorausgesetzten Allgemeinbegriffe den
Dingen gegenüber sich in einer absoluten Herrschaft über die Gestal-
tung der Dinge ausdrückt. Die Moralprinzipien leiten sich vielfach
aus den dogmatischen Grundbegriffen einer noch mittelalterlich ge-
färbten Religiosität ab und zeigen ein dem Leben und seinem freudigen
Sinnengenuß abgewandtes Gepräge.
Vier Gesichtspunkte seien herausgehoben:
Der Wahrheitswert unserer Erkenntnis der Gegenstände hängt
nicht von einer wechselseitigen Beziehung ab, die zwischen dem er-
kennenden Ich und den Dingen gilt, sondern allein von den logischen
Prozessen unseres Ichs. Diese logischen Prozesse, das logische Schlie-
ßen nach den Gesetzen der formalen Logik, die die Allgemeinbegriffe
als gegebene statische Einheiten voraussetzt, aus denen jede beson-
dere Wahrheit abgeleitet werden kann, erzeugen geradezu die Wahr-
heiten über die Dinge. Aus den Begriffen der Dinge, die als vom Den-
ken selbst gebildet hingenommen werden, leitet die Selbstgesetzlich-
keit der rationalen Vernunft alle nur mögliche Wahrheit über die
Gegenstände ab. Alle sinnlich gegebenen Erkenntniselemente werden
dabei entweder als täuschender Schein ausgeschaltet oder als durch
reines Denken erzeugt angesehen. Vom Inhalt der Erfahrung wird
gefordert, daß er nach und zugleich aus den logischen Methoden ab-
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