zeitliche Wiederkehr derselben Erscheinungszusammenhänge, um
zufällige Erscheinungsverknüpfungen von den notwendigen, den un-
ausbleiblichen zu unterscheiden. Zum allgemeinen Gesetzlichkeits-
gedanken der Empfindungen in Raum und Zeit muß das spezifische
Gesetz von der Gleichförmigkeit des Naturgeschehens hinzutreten.
Der Mensch muß die gleichen Ursachen bereitstellen können, um
mit Sicherheit auf die darauffolgenden gleichen Wirkungen schließen
zu können. Nur so kann er beabsichtigte Wirkungen hervorbringen.
Für die Kräfte des Menschen aber gewinnt der Begriff dieser Kon-
stanz zwischen Ursache und Wirkung erst dann seine theoretische
und praktisch brauchbare Bestimmtheit, wenn er die Möglichkeit hat,
die Werkzeugwirkung mit seinen Muskelkräften als Ursache zu ver-
gleichen. Dieser Vergleichungsprozeß aber verlangt. die eindeutige
Beziehbarkeit der Ursache und Wirkung auf die Zahlgesetze. Wie in
der Zahlreihe jedes Glied durch das vorhergehende vermöge desselben
Gesetzes sich bestimmen läßt, so daß die Glieder der Zahlreihe durch
einen gedanklichen Prozeß vollkommen übersehbar werden, so ge-
lingt mit Hilfe des Maßes die genaue Vorausbestimmung der Wir-
kungen des menschlichen auf bestimmte Formungen der Naturwirk-
lichkeit abzielenden Handelns. Kant weiß um diesen Gedanken der
gleichförmigen Gesetzlichkeit: Wir schaffen uns „im Raume und der
Zeit die Gegenstände selbst durch gleichförmige Synthesis“... indem
wir sie bloß als Quanta betrachten. (III, 475, V, 185.) Es ist für diese
Gleichförmigkeit der Natur von der größten Bedeutung, daß in die
Naturgesetze die Zeitveränderliche nicht in expliziter Form eingeht.
Das bedeutet, die naturgesetzlichen Bedingungen ändern sich im
Laufe der Zeiten nicht. Sie sind dem Zeitablaufe gegenüber konstant.
Werdende Kultur, mag sich ihr Prozeß auch über Jahrtausende hin
erstrecken, findet sich immer derselben, mit sich identischen Natur-
ordnung gegenüber. In ihr besitzt der Mensch das Geschenk einer von
ihm übersehbaren, überall kontrollierbaren gesetzmäßigen Materie,
die er in die Mittel-Zweckrelation hineinstellen und so seinen Zwecken
entsprechend formen kann. Durch seinen Leib ist er in die Natur hinein-
gewachsen, und daher steht jedes Formen unter der Bedingung der
Korrelation zwischen seinem Leib und der Naturwirklichkeit, die den
Leib umgibt. Jedes Gestalten dieser Naturwirklichkeit ist bedingt
durch die Maße und Gesetze des Leibes und durch die Naturgesetze,
die die Umgebung beherrschen; es ist durch diese beiden Momente,
die ein Individuelles und zugleich Allgemeines repräsentieren, sowohl
ermöglicht wie auch begrenzt.
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