Full text: Einführung in die Buchkunde

nn Der Totentanz 245 
165 den. Aus dem Lateinischen ging der Ausdruck in ein Gedicht des 
hr- Anthonis de Rovere (+ 1482) über als Makkabeus dans. Auch 
kn hat man versucht, einen Autor Macaber zu konstruieren, so in 
Hm der Pariser Ausgabe von 1499: Chorea ab eximio Macabro ver- 
aß; sibus alemanicis edita. 
| Den ältesten bisher bekannten Totentanz von 1424 zeigt das 
Ca, Beinhaus des Franziskanerklosters Innocents in Paris. Die Kirch- 
des hofmauern und Kreuzgänge von Klöstern boten hinreichend 
Raum und einen passenden Platz für die Darstellung, wie der 
ch- Tod keine Menschenklasse verschont und reich und arm, hoch 
satz und nieder, alt und jung mitten aus Lust und Leben heraus ent- 
führt. Die Toten und die Lebenden bilden einen Reigen, der dann 
eCS, später, besonders in den Livres d’heures in einzelne Szenen auf- 
. gelöst wurde. 
mı- Andere Beispiele für die Darstellung des Totentanzes auf Fried- 
/ höfen zeigen das Baseler Dominikanerkloster (ca. 1437), das 
ork Nonnenkloster in Klingenthal, die Berliner Marienkirche (Ende 
. des XV. Jahrhunderts), die Lübecker Marienkirche (1463), der 
VI. von Nik. Manuel 1517—1519 gemalte Totentanz in Bern u. a. 
5. Man hat vergeblich versucht, seinen Ursprung aus kirchlichen 
Darstellungen nachzuweisen; ebenso ist es fraglich, ob die Le- 
gende von den drei Lebenden und den drei Toten, die schon im 
AV. XI. Jahrhundert verbreitet war — in zwei ganzseitigen Bildern 
fand auch sie ihre Vertretung in den Livres d’heures — den An- 
stoß zur Entstehung des Totentanzes gegeben habe. Auch war 
kaum die Häßlichkeit des Todes das leitende Motiv dieser Dar- 
stellung, das mit der christlichen Auffassung nicht übereinstimmt. 
‚uch Der Tod hat seinen Schrecken nur für Schlechte, für Sünder, die 
be- eine Strafe im Jenseits fürchten müssen, während die guten Men- 
sten schen im Himmel belohnt werden. Nun sind es aber keineswegs 
SCH nur böse Menschen, die hier gezeichnet werden, sondern die ein- 
itet, zelnen Stände, und zwar alle Stände, was uns eher seine aus- 
SHE gleichende, wenn auch mitleidlose Gerechtigkeit als seine Häß- 
eint. lichkeit vor Augen führt. 
Eine Es ist demnach wahrscheinlich, daß der Friedhof selbst mit 
der den vielen Gräbern, die Leute jeden Alters und jeden Standes 
Hin- bargen, dem. Schöpfer des ersten Kunstwerks dieser Gattung
	        
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