Full text: Einführung in die Buchkunde

254 IIIl.Gattungen des Buches 
man — Artznei pflegen vnd gute zeit zu aderlan — Verkündet 
auch tages vnd nachtes leng durchs iar — Dar zu der sunnen auff 
vnd nidergang offenbart — Quadranten vnd stunde machen höffe- 
lich — Allenthalb zebrauchen gewiss vnd maisterlich — Das hat 
gemacht maister hans von Königsperg genant — In teutschen 
vnd welschen landen wol erkant — Tzu venedig gedrückt mit 
hübscher vernunft vnd fünden — Als die nach gemelten maister 
wol künden — 1478 — Bernhart maler — Erhart ratdolt — von 
augspurg.“‘‘ 
Zeitlich gehen diesem Kalender die Drucke des Günther Zainer 
in Augsburg (1470) und Johann Zainer in Ulm (1474) voraus. 
Als deutsche Kalenderdrucker der Inkunabelzeit sind ferner be- 
kannt Johann Blaubirer, Johann Bämler, Hans Schönsperger, An- 
ton Sorg, sämtlich in Augsburg, Konrad Dinckmut in Ulm u. a. 
1489 erscheint in Pilsen der erste tschechische Kalender, 
Hain 4258. 
Der Kalender bildet auch für die liturgischen Bücher die Grund- 
lage, da die Meßgebete, das Brevier, die Evangelien und Episteln, 
die Ritualbücher, die Gebete zu den Heiligen in den Livres 
d’heures nach den einzelnen Tagen des Jahres zerteilt und an- 
geordnet sind. Infolgedessen mußten sie auch diesen Büchern bei- 
gegeben werden, wo wir sie regelmäßig am Anfang finden, zu- 
nächst auf sechs Blättern mit je einem Monat auf jeder Seite. 
Die französischen Livres d’heures sollten nicht nur für ein Jahr, 
sondern für eine ganze Reihe von Jahren Geltung haben, daher 
auf der zweiten Seite des Buches, d. h. auf der Rückseite des Titel- 
blattes, ein Almanach für 6—11 und mehr Jahre (z. B. 1498 bis 
1508) beigegeben ist. Dieser enthält astronomische Daten über 
Sonnen- und Mondstellung zur Erde, die Berechnung der beweg- 
lichen Feste und wurde erst im XVI. Jahrhundert noch weiter 
ausgebaut. 
Eine häufige Beigabe desselben war das Aderlaßmännlein oder 
Laßmännlein, die anatomische Figur des Menschen in Form eines 
Gerippes oder eines Mannes, an dem auch die inneren Organe 
sichtbar gemacht und die einzelnen Körperteile zu den Gestirnen 
in Beziehung gesetzt waren. — Das Laßmännlein erscheint zum 
erstenmal im Druck im Kalender des Regiomontanus „Der loß
	        
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