Full text: Einführung in die Buchkunde

302 IV. Einband 
broschierte Bände dürfen mit dieser Maschine nicht gereinigt 
werden, ebensowenig alte Bücher, an deren nicht mehr ganz 
tadellosem Rücken das Leder sich in Teilchen und Stückchen ab- 
zulösen droht. Alles, was man behutsam anfassen muß, darf mit 
dem Staubsauger nicht in Berührung kommen. Jährlich min- 
destens einmal sollen die Bücher — wenn die Umgebung nicht 
sehr staubfrei ist — von ihrer Stelle genommen, abgewischt und 
auf den gereinigten Brettern wieder eingestellt werden; dies soll 
bei trockenem Wetter und lebhaftem Zutritt von frischer Luft ge- 
schehen. ' 
Man hat das Eindringen von Staub schon im Altertum durch 
Gleichschleifen der oberen Ränder der Papyrusrolle zu verhin- 
dern gesucht, ein Verfahren, das wir noch heute in dem „Schnitt“ 
fortsetzen. Durch das Abschneiden der Ränder, das Glätten und 
insbesondere die Auftragung von Farbe und Gold werden die 
Blattränder verbreitert, so daß sie sich enger aneinander schließen 
und die Zwischenräume fast vollkommen verdecken. 
Ein weiteres Mittel ist die Ausrottung der leidigen Unsitte, die 
Blattecken umzubiegen. Der Staub dringt ein, setzt sich da fest, 
ohne sich je wieder ganz entfernen zu lassen, und schädigt die 
Schönheit des Buches; auch sind die Büge nicht zu beseitigen, die 
Ecken brechen ab, und das Blatt ist für immer schadhaft: und 
alles dies nur, weil der Leser zu träge war, einen Zettel einzulegen 
oder die dadurch angezeichnete Notiz gleich auszuschreiben. Kein 
Buch ist völlig wertlos, jedes darin enthaltene Wort kann unter 
bestimmten Verhältnissen von hoher Wichtigkeit sein. Das Buch 
ist ein Gegenstand, der in der Hand des Lesers Seele und Cha- 
rakter annimmt, Unverstand und Nachlässigkeit sollen von ihm 
ferngehalten werden, bis es in die Hände desjenigen gelangt, der 
es zu schätzen weiß. 
Feuchtigkeit, und zwar die durch die Mauern eindringende 
Grundfeuchtigkeit wie die von feuchter Luft erzeugte schädigen 
das Buchinnere und den Einband. Die häßlichen grauen Stock- 
flecken auf den Blättern, Schimmelpilze auf dem Leder dienen 
keineswegs dazu, das Buch zu verschönern oder seinen Wert zu 
erhöhen. Feuchte Wände können mit Blei bekleidet oder mit 
wasserdichtem Präparativ übertüncht oder mit heißem Dampf-
	        
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