Full text: Einführung in die Buchkunde

A I. Buchgeschichte 
die Form nicht ausgegossen haben. Es mußte aber nicht nur für 
jedes zu gießende Letterchen ein Kanal geschaffen werden, son- 
dern es war notwendig, daß das Metall, das die Form für das 
Letterchen ausgoß, ohne Umstände auch in die Form des eventuell 
dazugehörigen Abkürzungszeichens eindringen konnte. Die letz- 
teren mußten deshalb auch durch eine oder auch zwei feine 
Kanälchen mit der Form für das Letterchen verbunden werden.“ 
Mittels dieses Verfahrens waren nach Zedler die Typen der 
holländischen Frühdrucke hergestellt, von denen er mindestens 
die Pontanustype für älter hält als die Typen Gutenbergs, und 
ihr Drucker war Coster. Zedler hält, wie gesagt, an der Coster- 
legende fest, bezieht aber die Diebstahlsgeschichte auf die Los- 
trennung des Druckers der Abcdariumtype von seinem Meister 
Coster in den 70er Jahren. 
Gutenberg hat nach seiner Meinung das Holzmodell in der 
Sandform in Messing ausgegossen. Darauf seien, wie auch Mori 
behauptet, die „vier Stücke“ zu deuten, die nach den Zeugen- 
aussagen im Prozeß Dritzehn-Gutenberg von letzterem so sorg- 
fältig vor fremden Augen geheimgehalten wurden. Die vier 
Stücke sind die Teile der Gießflasche, die zwei Rahmen mit den 
beiden Holzbrettern. 
Im Sandgußverfahren stellte also Gutenberg nach Holzmodellen 
Messingbuchstaben her, die er in Blei einschlug; diese Blei- 
formen waren seine Matrizen, nach denen er die Lettern und Stäb- 
chen, d. h. die vollständige Type, auf einmal goß. Coster dagegen 
verwendete die in der Sandform gegossenen Typenplättchen un- 
mittelbar zur Herstellung der Type selbst, indem er den Typenfuß 
angoß. Während demnach Gutenberg — nach Zedler — die ein- 
mal gewonnene Matrize beliebig oft gebrauchen konnte, brauchte 
Coster für jeden neuen Buchstaben oder doch für jede Buch- 
stabenreihe eine neue Sandform. 
Der Unterschied zwischen beiden Verfahren besteht in der 
Herstellung der Typen, deren Mängel in den holländischen 
Drucken sich in der großen Ungleichmäßigkeit der einzelnen 
Buchstaben geltend machen, während bei Gutenberg die Zeilen 
wie aus einem Guß dastehen. 
Derzeit steht die Sache so, daß die Anhänger Gutenbergs die
	        
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