Full text: Das königliche Schloss in Berlin

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Proportionen auszeichnen. An der Südtront behielt er die beiden Eckerker des Renaiffancebaues im Grund- 
gedanken bei, führte fie nur bis zur Erde herunter und änderte natürlich die Decoration. Durch eine Reihe 
von Jahren ftanden fie beide, bis, 1712 oder 1713, die Weiterführung der Faffade nach Werften den Ab- 
bruch des füdweftlichen nöthig machte. Dafs er aber wirklich geftanden, ergiebt ein undatirter, bei Akten 
aus dem Jahre 1706 liegender Bericht des Bauamtes über Arbeiten, deren Ausführung bevorftehe, in welchem 
vom Ausbau eines in diefem Erker gelegenen Zimmers die Rede ift”). 
Im Hofe find drei Seiten heut, nachdem in den Jahren 1874 und 75 die Loggienreihen öftlich von 
den beiden Portalen hinzugefügt worden, ganz dem Plane Schlüter’s entfprechend vorhanden; es fehlen nur 
einzelne kleine plaftifche Zuthaten über Thüren und Fenftern, die zwar den Reichthum des Ganzen erhöhen, 
der Schönheit der architektonifchen Linien aber durch ihre barocken Formen Abbruch thun würden. So aber 
wie er heut ift, darf man dreift behaupten, dafs diefer Schlofshof Schlüter’s das grofsartigfite und zugleich 
fchönfte Product der gefammten Profankunft der Barockzeit in Deutfchland fei. Gegen ihn treten die Strafsen- 
fronten, fo tüchtiges auch in ihnen geleiftet und fo edel auch namentlich ihre Verhältniffe find, zurück. 
In letzteren hat der Künftler fich bemüht, und darin erkennt man den Bildhauer, die Monotonie der langen 
Fenfterreihen durch plaftifche Zuthaten zu beleben. Es ift daffelbe Experiment, welches er am Zeughaufe 
gemacht, nur erlaubten ihm dort die geringere Höhe des Ganzen und die verhältnifsmäfsig gröfseren Mauer- 
maffen und Lichtöffnungen den plaftifchen Schmuck abwechselungsreicher zu geftalten; und kühn genug gab er 
ihm in der Gefammtwirkung das Uebergewicht über die Architektur. Hier dagegen mufste er ihn bei den an- 
deren Grundbedingungen den architektonifchen Linien unterordnen. So entftanden die feit dem Tage ihres Ent- 
ftehens von academifchen Pedanten oft getadelten durchbrochenen Fenfterbedachungen des zweiten Stock- 
werkes mit ihren Wappenfchilden und das adlergefchmückte Hauptgefims, in welches die mit Widder- 
köpfen und Laubgehängen decorirten Mezzanin-Fenfter des Obergefchoffes hineinfchneiden. . Gerechter Weife 
wird man anerkennen müffen, dafs diefe Zuthaten für die lebensvolle Wirkung des Ganzen geradezu unent- 
behrlich find; wie die Faffade nach ihrem Wegfallen wirkt, erkennt man zur Genüge an den von Eofander 
herrührenden Theilen. Zugleich aber mufßs man zugeben, dafs er hier in der That Mittel gebraucht, deren 
Anwendung der Genius wohl einmal wagen darf, die aber principiell nicht zu billigen find, da fie den archi- 
*) Specification derer Arbeiten, fo nun beim Schlofs-Bau unter Händen find. 
In der Crohn-Printzeffin Gemächer, wird das Cabinet, welches in dem Rundel nach der Ecke des Duhmes if, 
vollends verferttiget, wie denn auch das Zimmer famt der Alkove, fo dichte daran ift. Neben diefen die Escalier de robe, mit denen 
Cabinettern, Ofens, Caminen, Thüren- und Fenfter-Bekleidung. ) « 
In dem Vor-Sahl, fo zugleich das Vorhaus abgiebt, die Camine, Thüren- und Fenfter-Bekleidung. Die Treppe und 
Veftibül, fo von der alten Stech-Bahn zum Schlofs herauf gehet, wird auch abgeweiffet, und einiger wegen noch fertig gemacht. 
Die Gallerien, fo im inwendigen Schlofs-Platz neu aufgeführet, gantz fertig gemacht, an der grofsen Treppen die Bilder 
auf die Poftementer gefetzt. 
Inwendig in der Stiegen wird die platte Windel-Stiege, wo auch die Pferde herauf gebracht werden, mit Steinen recht 
ausgepflaftert, die Gelender angemacht, Thüren, Fenfter und alle Zubehörige Ornamenten noch angemacht, und fo gantz fertig gemacht, 
Beim Orangen-Saal, das Zimmer mit den zwey Cabinetten, welches dichte an dem Crohn-Printzl. Saal an ift, wird auch verferttiget. 
N Die Königl. Gemächer, fo von der Eifernen Thüren, bifs an den Schweitzer Sahl reichen. darin werden die Blafons 
gereiniget und ausgebefsert 
In dem grofsen Sahl (d. i. der Rittersaal) was darin nicht gantz hat können fertig gemacht werden, wird nun auch alles 
verfertiget, und zur rechten Perfection gebracht, wie denn auch in den neben-Gemächern, die Camine, die Seiten an den Fenftern, 
die Fuss-Bodens, Ornamente über den Thüren, fammt dem Cabinet, fo bey der Capellen und Schlaf Gemach an ift. Die Zimmer, 
wo ihre Hoheit Marggraf Philipp logiren foll, find fo gut, wie man es nun vor diefes mahl machen konnen, zum Bewohnen fertig. 
Diefe und noch viele andere Sachen, find nun unter Händen, wobey viele Leute von allerley Handtierungen arbeiten, und 
weil man fie fehr antreibet, fo wird alles mit Gottes gnädiger Hülffe zu rechter Zeit fertig gefunden werden,
	        
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