Full text: Das königliche Schloss in Berlin

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13. Das Threfor oder die Threfor über dem Kamine, überaus prächtig mit echtem Porcellan, mit 
mafliıvem Golde. 
14. Die Fenftervertiefungen find mit dem allerfchönften Spiegelglafe belegt, die Kreutzftücke in 
den Fenftern, fo fonft von Holz, find von Stahl und im Feuer ftark vergoldet. 
15. Die Fenfterfcheiben find zierlich und koftbar gefchnitten ausländifcher Arbeit. 
‚16. Der Fufsboden {fchön parquettirt, Bilder und artige Hiftorien darin fournirt mit koftbaren 
türkifchen Teppichen belegt. 
“17. Die Thürfchlöffer und Haken von gutem Stahl, fehr zierlich und künftlich, und ftark im Feuer 
übergoldet. 
18. Diefe 16 Königl. Zimmer haben. nur 2 Königl. Paradebetten. Eins derfelben ift von den 
Holländern. gefchenkt, zur Zeit als er (Kurfürft Friedrich) König wurde.”*)« 
In demfelben Frühjahr 1701 noch mufste das bisherige Project auf Verlangen des Königs geändert 
werden, da er die Flucht der Fefträume in einer Axe noch weitergeführt haben wollte. Diefer Gedanke 
der Verlängerung der Paradekammern nach Weften hin lag in Hinficht auf den projectirten Verbindungs- 
gang zwifchen Schlofs und Dom. nahe genug. Es handelte fich nur darum, die beabfichtigte offene Säulen- 
halle, deren Fufsboden mit dem der Fefträume in gleicher Höhe lag, durch Zimmer zu erfetzen. Um die- 
felbe. Zeit aber wurde der Plan eines Neubaues des Domes, wenn er überhaupt je ernftlich gehegt worden, 
aufgegeben; und da nun die Weftfeite des Schlofsplatzes für andere Zwecke frei wurde, fo entftand noch 
im Jahre 1701**) der Anfang der heut gleichfalls wieder verfchwundenen Stechbahn, welche einen Erfatz für 
die abgetragenen Nering’fchen Arkaden der »alten Stechbahn« mit ihren Kaufläden bieten follte. 
Schlüter lieferte; der Abficht des Königs entfprechend, einen neuen Entwurf, in welchem er den Hof 
stwa um das Doppelte vergrößerte und, correfpondirend mit dem erften, noch ein zweites Portalpaar ein- 
reihte. Man kann nur ftaunen, wie er es verftanden, nachdem ihm fein Plan fo völlig über den Haufen 
geworfen worden, neue Combinationen zu finden, die diefen zweiten, leider fpäter wieder abgeänderten 
Entwurf noch reifer, noch fchöner und impofanter machten, als es der erfte gewefen. Um nämlich den 
Rhythmus der Maffen des in feinen Grundzügen bereits fertigen inneren Hofes nicht zu ftören, legte er an: 
der Stelle, wo urfprünglich die abfchliefsende vierte Seite ftehen follte, der Nord- und Südflucht ein Rifalit 
von etwa neun‘ Meter vor, welches oben mit einem Giebelfeld fchlofs, deffen Reliefs auf beiden Seiten 
unausgeführt blieben. Zwifchen beide Rifalite dachte er, den Doppelloggien der drei Hoffeiten entfprechend, 
eine zweigefchoffige offene Säulenhalle, welche mithin den vergröfserten Hof in zwei: Theile trennte. 
Die Architektur des äufseren Hofes hielt er einfacher als.die des inneren; auch die.Decoration des 
Oberbaues der Portale mufste fchon aus dem Grunde befcheidener bleiben, weil fie unter Beibehaltung der 
Lage derfelben im. alten Bau in unmittelbare Nähe der erwähnten Rifalite zu liegen kamen. Wie er 
fie gedacht i(t leider nicht feftzuftellen; die heutige in den Profilen und der ganzen Zeichnung etwas 
fchwächliche Gliederung, welche fo fehr im Gegenfatz zu der faftigen Formgebung der Luftgartenportale 
fteht, ftammt von Eofander. Die Fenfterumrahmungen diefes äufseren Hofes aber zeigen eine entfchieden 
reifere und fchönere Durchbildung der ähnlichen Formen in dem Hauptgefchofs des inneren Hofes; man fieht 
es, der Künftler corrigirte fich hier felbft. 
*) Ich entnehme diefes Citat den Papieren des verft. Schlofsbaumeifters Rabe, deren Einficht ich Herrn Geh. Hofrath 
L. Schneider verdanke. 
#*#) Dies Datum nach einer Infchrift an dem an die Brüderftrafse grenzenden Haufe; alfo nicht 1702 wie Nicolai fagt.
	        
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