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winden zu können. Sehr treffend hat Adler
hervorgehoben, wie aus-diefen feinen Wider-
(prüchen mit den Ausfagen der Handwerker
Niemand eine Anklage gegen den Meifter
herleitete. Dies wäre aber ficher gefchehen,
wenn eine Intrigue gegen ihn beftanden
hätte, wie man auf Nicolai’s Verficherung
hin bis vor Kurzem fabelte. In welchem
verfönlichen Verhältnifs er zu Eofander,
deflen Charakter durchaus nichts werth war,
geftanden, läfst fich nicht mehr feftftellen.
Dafs jener fich im Stillen über das Schickfal
des Rivalen, welches fein Glück begründen
mufste, gefreut, ift {ehr wahrfcheinlich; fein
iufseres Benehmen aber trifft im ganzen Ver-
lauf der Sache kein Tadel.
A Schlüter fcheint, als er von Mieg
fchied, auf den. Bau gegangen zu fein. und
hier erft von dem Verhör der Handwerks-
meifter gehört zu haben. Mit Recht fah
er in dem heimlichen Verfahren eine per-
fönliche Kränkung, über die er Mieg fogleich
zur Rede ftellte (Nachmittags 2 Uhr). Doch
liefs er fich beruhigen und erklärte fich be-
reit, Eofander auf den Bau zu führen, der
ihm »mit gutem Rath afliftiren könne«; in
diefer fchonenden Weife nämlich ‚brachte
man ihm den markgräflichen Befehl bei. Zu-
gleich erklärte er, dafs er den Thurm bis
auf die unterften Glocken abtragen laffen
und mit der nächften Poft dem Könige eine
Zeichnung für das veränderte Project ein-
reichen . werde. Endlich:aber forderte er Mieg
auf, den Bewohnern der Schlofsfreiheit nahe
zu legen, dafs fie fich ausquartieren follten.
Das war denn ein gewaltiger Abftand gegen
feine vertrauensvollen Aeufserungen am Vor- ER,
mittag und zeigt den ganzen Ernft der Sache, ‘Entwurf zum ‚Schlofsthurm yom Jahre 1728.
wie es zugleich völlig das Vorgehen Mieg’s
und der hinter ihm ftehenden Architekten rechtfertigt, da fich Schlüter aus freien Stücken nie zu.den
doch fo dringend nöthigen energifchen Mafsregeln 'entfchloffen haben würde. CE
Am 25. Juni begann der Abbruch, an dem man diefen und die folgenden Tage bis Nachts ı Uhr
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