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täufchung immer noch einzureden, die Mafle’ würde endlich einmal zur Ruhe kommen, fo dafs man
wenigftens die riefigen Verftärkungen der letzten Jahre »die Berge« retten könne. In diefem inneren
Zwiefpalt trieb ihn die pfychifche Erregung einen Tag vor dem Zufammentritt der Commiflion (18, Juli)
zu dem verkehrteften Schritt, den er überhaupt machen konnte. Er (fchilderte in einem Briefe an
Printzen in übertriebener Weife, wie er es freilich in jenen Momenten anfehen mochte, die Schwierigkeiten
des Abtragens der ganzen Maffe, was drei Jahre und enorme Geldmittel in Anfpruch nehmen würde, Seine
Anficht war, nur den oberen Theil zu entfernen, den Reft, den er fich immer noch wenigftens etwa
35 Meter hoch dachte, wollte er glatt abdecken, damit er als Belvedere dienen könne; im Innern follten
wieder die Wafferbehälter eingerichtet werden und am Aeufsern Caskaden in Abfätzen herabfallen, fo dafs
das Ganze doch noch ein Schmuck für das Schlofs fei. Aber auch die Lieblingsidee des Königs, der Thurm,
fei nach wie vor‘ ausführbar, nur an einer anderen Stelle, nämlich über der alten St. Erasmus-Kapelle.
Wenn der König es genehmige, fo wolle er dort fofort mit der Errichtung des neuen Thurmes beginnen
und hoffe noch in diefem Jahre den Bau beinahe zu Ende zu führen, auch würde fich das Glockenfpiel
dort viel beffer machen.
Dies Schreiben verräth deutliche Spuren nervöfer Ueberreiztheit. Im günftigften Falle hätte
jener neue Bau Anfang Auguft beginnen können, und Schlüter wollte ihn vor Winter noch ziemlich
fertig ftellen! Und Schlimmeres. Der eine Thurm fank, weil die Fundamente nicht gehörig unterfucht
worden; hier nun will er trotz diefer fchweren Erfahrung fofort das gleiche Experiment, nur noch viel
leichtfinniger, beginnen. Ja, der geängftigte Meifter kann nicht einmal das Mauerwerk jener Theile, wie es
zu Tage liegt, auch nur flüchtig betrachtet haben, oder richtiger, er dachte wohl überhaupt nicht fo weit,
fonft hätte er nicht den Plan faflen können, auf diefe Mauern einen Thurm aufzufetzen. Und endlich war es
durchaus unklug den nachher doch nöthigen Abbruch noch fchwieriger zu fchildern, als er es in der That
(chon war; das hieß einfach die eigene Schuld vergröfsern. Diefer Brief, in den Händen wirklicher Feinde,
hätte ihn vernichten müffen. Es war leicht, den fträflichften Leichtfinn oder einen feltenen Mangel an tech-
nifchen Kenntniffen darin zu erkennen. Auch konnte das er t am 17. aus Berlin abgehende Schreiben die
Thätigkeit der Commiffion nicht mehr verhindern. Am 1ı9., einem Montag, begann fie ihre Arbeiten und
zwar gleich mit einem Streit zwifchen Schlüter und den drei anderen Mitgliedern. Statt, wie es der
königliche Wille war, zu Vieren collegialifch vorzugehen, betrachteten fich Grünberg, Eofander und Sturm
als Unterfuchungs-Commiffion, der fich auch Schlüter zu ftellen habe. Er wurde mit den Architekten feines
Ateliers und den Bauhandwerkern in Eofander’s Wohnung citirt. Wie man den klaren Wortlaut des
königlichen Schreibens fo deuten konnte, ift allerdings nicht recht zu verftehen, doch zeigt die ftillfchwei-
gende Billigung des Verhaltens der drei Commiffare feitens des Statthalters, dafs auch er die Sache fo auf-
fßste. Schlüter's gerechte Einfprache erreichte es wenigftens, dafs man fich zuerft auf der Bauftelle
zufammenfand, um den örtlichen Befund aufzunehmen, und dafs die weitere Berathung in Mieg’s Bureau
erfolgte. Ift auch die Intrigue, an die man länger denn hundert und fünfzig Jahre geglaubt, nicht nach-
zuweifen, fo läfßst fich doch eine gewiffe Gehäfligkeit in dem -Benehmen der drei Commiflare nicht
leugnen. Sie betrachteten Schlüter nicht mehr als Collegen, fondern als einen bereits durch die That-
fachen Verurtheilten, machten in feiner Gegenwart höhnifche Bemerkungen über die allerdings befremd-
lichen Mittel, mit denen er fein Werk zu retten gefucht, fprachen von babylonifchem Thurmbau u. A.
Freilich waren auch die Refultate der Befichtigung noch ungünftiger, als die Drei vermuthet haben mochten.
Statt aller Bauzeichnungen wurde ihnen nur ein ziemlich flüchtiger Grundrifs, ein ebenfolcher Durchfchnitt
und endlich die gar nichts nutzende Anficht des künftigen Thurmes vorgelegt. Wenn es nun auch
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