mir bei Hofe fteht, ob ich Gnade oder Ungnade. erlangen werde, und mufs doch” noch täglich finnen,
erfinden und arbeiten.» ... Wohl fühlt man das tieffte Mitleid mit dem grofsen, fo fchwer gedrückten
Meifter, allein vergeblich fucht man auch nur nach der Spur einer technifchen Rechtfertigung. Es handelte
fich hier eben nicht mehr um künftlerifche, fondern um rein conftructive Fragen, und in diefen ftanden
allerdings alle drei Commiflare über Schlüter.
Die königliche Entfcheidung auf die Berichte der Unterfuchungs-Commiflion lautete, dafs der Thurm
abgetragen werden folle, doch fei wünschenswerth, wenn fämmtliche Architekten‘ es für möglich erklären,
wenigftens fo viel zu erhalten, um die Wafferwerke darin laffen zu können; alfo Schlüters Vorfchlag vom
26. Juni. Doch fchon ehe diefes Schreiben in Berlin ankam, fing die Bewegung im Mauerwerk von Neuem
an, und Schlüter felbft. mufste endlich einfehen, dafs überhaupt nichts zu retten fei. Er {fchreibt dies am 3.
Auguft an Printzen, indem er zugleich jetzt endlich als Anlage eine flüchtige Copie der zwei den Commif-
faren vorgelegten Zeichnungen mit Erläuterungen der Urfachen des Sinkens anfügt. Aus diefem Bericht
geht nur von Neuem die Fahrläffigkeit hervor, mit der er auch jetzt noch das Conftructive an der Sache
auffafste, und der fchwere Irrthum, in dem er fich nach wie vor wiegte, dafs hier keine Schuld, fondern
ein Zufall vorliege.
So ging der Abbruch vorwärts, freilich ohne dafs es möglich gewefen wäre, dem königlichen
Willen zu genügen, der den Thurm vor feiner Rückkehr nach Berlin ganz verfchwunden haben wollte,
«damit Wir bei Unferer Zurückkunft diefes fo, übel gerathene Werk annoch vor Uns zu fehen den Verdrufs
nicht haben». . Dafs letzteres aber 'nicht zu erreichen fein werde, erklärte Markgraf Philipp Wilhelm {fchon
am 9. Auguüft von Schwedt aus dem Könige: Eofander behaupte, dafs bei Aufwand des gröfsten Fleifses der
Abbruch über ein Jahr dauern werde. —.
Hiermit {fchliefsen die Akten über diefe Epifode, und die folgenden Ereignifle treten für uns in
daffelbe Dunkel zurück wie die vorangehenden. Namentlich fehlt jede nähere Nachricht über die weitere
Entwickelung der perfönlichen Verhältniffe des grofsen Künftlers. Eofander übernahm noch im Laufe
deffelben Jahres die oberfte Bauleitung, denn in dem Adrefsbuch. von Berlin für 1707, welches alfo fchön
in den letzten Monaten des Jahres 1706 gedruckt wurde, erfcheint er, wie Adler betont hat, als Ober-
baudirektor*), und hinter ihm erft Schlüter als Baudirektor, der in den vorangehenden Jahren an der Spitze
der Hofbaubeamten fungirte**).
#) Sein Patent lautet vom 28. Januar 1707.
**) In den feit 1704 erfcheinenden Berliner Adrefskalendern find Schlüter und Eofander unter folgenden Titeln aufgeführt:
1704. Andreas Schlüter, Schlofsbaudirektor (Chef des Hofbauamtes), Johann Friedrich Eofander, General-Quartiermeifterlieutenant und
. Direktor der Academie der Künfte; Wohnung in der Brüder- erfter Baudirektor (Dritter Hofbaubeamter), Wohnung auf dem
{trafse im eigenen Haufe. Werder im Ebel’fchen Haufe. ;
1705. Schlüter, Oberfchlofsbaudirektor, Rektor der Academie; Woh- Eofander, wie oben; Wohnung auf dem Werder im Form6€fchen
nung wie oben. . Maufe. /
1706. von Schlüter, Titel u. Wohnung‘ wie oben. ; Eofander, ‚Oberfllieutenant von der Baucompagnie, Generalquartier-
meifterlieutenant und erfter Baudirektor; Wohnung wie oben.
1707. von Schlüter; Titel u. Wohnung wie oben; rangirt hinter von Eofander, Titel u. Wohnung wie oben, erfter Hofbaubeamter
Eofander als zweiter Hofbaubeamter.
708. von Schlüter, Rektor der Academie und Baüdirektor; fehlt Wie oben
von jetzt an‘ unter den Beamten des Bauamtes und wird nur
unter den Mitgliedern der Academie aufgeführt; . Wohnung
wie oben.
1700. Wie oben. Wie oben.