Full text: Das königliche Schloss in Berlin

Bemerkungen zu den einzelnen Tafeln. 
Tafel ı, 2, 3, 4. Grundriffe. | 
Die verfchiedenen Farbentöne fcheiden die Hauptbauperioden von einander, Die lichte Sepiafarbe umfafst die älteften Refte 
an der Spree (b. der gothifche Mauerthurm, der fog. „grüne Hut‘ vom Jahre 1451, a, die St. Erasmuskapelle beg. 1538), ferner einige 
untergeordnete TKeile, die zu verschiedenen Zeiten an- und umgebaut wurden. — Rofa. kennzeichnet die Bauthätigkeit der Grafen 
Lynar vom letzten Viertel des 16. Jahrhunderts (das Gebäude zwifchen beiden Höfen und der hohe {chmale Flügel, der gegen die Spree 
zu läuft, in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts von Nering umgebaut). Blau: Nering’s Bau an der Spree beg. 1681; Dunkel- 
braun endlich der gefammte Um- und Neubau der Jahre 1698—1716. "Tafel ı und 4 wurden vor dem Jahre 1874 gezeichnet und 
geben deshalb die Arkaden des inneren Hofes nur soweit fie damals wirklich ftanden. Tafel 2 dagegen trägt der feit jenem Jahre durch- 
zeführten Weiterführung derfelben Rechnung. 
Tafel 12. Detail von der Faffade des erften Hofes über Portal No: IV. 
Nicolai verfichert ausdrücklich, dafs die Innenportale des erften Hofes von Eofander herrühren, und der Stil derfelben beweift die 
Richtigkeit feiner Angabe. Einen Vergleich zwifchen der faftigen Formgebung der Luftgartenportale (Tafel No. 6) und der viel fchwäch- 
licheren diefer Seite ift befonders lehrreich, um fich die zwifchen Schlüter’s und Eofander’s Kunft beftehenden ftiliftifchen Unterfchiede 
klar zu machen. 
Tafel 20. Perfpectivifche Anfiıcht des Schweizer-Saales. 
Diefer Raum wurde zufammen mit dem grofsen Treppenhaufe in den erften Jahren der Regierung Sr. Maj. des Kaifers 
Wilhelm reftaurirt, doch befchränkte fich die Wiederherftellung faft ausfchliefslich auf die Ausbefferung des Vorhandenen. Moderne 
Zufätze und Veränderungen find nur die Beleuchtungsapparate, Einzelnes an beiden Kaminen und die Sculpturengruppen in den Ecken 
der Fenfterwand, denen die alten Schlafpritfchen der Trabanten und Schweizer als Sockel dienen; 
Tafel 22. Perfpektivifche Anficht der Brandenburgifchen Kammer. 
Während die architektonifche Anordnung des Raumes und der gröfste Theil der plaftifchen Decoration ‚von Schlüter herrührt, 
Aammen die Tapeten, der Bronzefchmuck der Pilafter, Einzelnes am Kamin, die Thürflügel und das ganze Mobiliar aus der Zeit Königs 
Friedrich Wilhelms IV. . 
; Tafel 23 und 38 (b). Holzfchnitzerei einer Fenfterleibung der Brandenburgifchen, Kammer. | 
Das Ornament, aus einzelnen ungemein flott gefchnittenen Stücken hergeftellt, ift auf den Grund aufgelegt. In den Spiegeln 
der Rahmen find ftark verblafste Malereien braun in braun. * 
Tafel 25. Detail von der grofsen Thür im Ritterfaale, 
Diefe ganz vergoldete Thür hat bei der Reftauration der Paradekammern leider ziemlich ftark reftaurirt werden müffen. 
Die Schnitzerei ift wie in allen anderen Fällen auf den Grund aufgelegt, das Relief ftellenweife fehr ftark ausladend und tief 
unterfchnitten. 
Tafel 26—209. Die vier Welttheile, Europa, Afıen, Afrika, Amerika; Thürobertheile im Ritterfaale. 
Neben der Reiterftatue des grofsen Kurfürften und den Masken der fterbenden Krieger am Zeughaufe find diefe vier: gewaltigen 
Hochreliefs die beften Zeugniffe von Schlüter’s Kunftvermögen als Bildhauer (Vergleiche den Text). Der Gedanke die vier Welttheile in 
der hier gegebenen Weife allegorifch darzuftellen, kehrt in der Barockkunft oft wieder. Und zwar begegnet man fowohl dem ameri- 
kanifchen Indianer mit feinem Elephanten, welches Thier bekanntlich in Amerika nicht vorkommt, auch an anderen Orten wie ebenfo 
ler allegorifchen Spielerei in der Gruppe Afrika, wo das Dunkel, in welches diefer Erdtheil noch immer für unfere Kenntnifs gehüllt ift. 
durch eine verfchleierte Geftalt ausgedrückt ift. 
Tafel 30. Büffet im Ritterfaale (von Eofander). 
Der heutige durchaus ungenügende obere Abfchlufs diefer prachtvollen und in ihrer Art einzigen Decoration ift den urfprüng- 
lichen Abfichten der Architekten nicht entfprechend. Ein gleichzeitiger Stich zeigt vielmehr, dafs Eofander fich, denfelben durch eine 
baldachinartig fich aufbauende von Genien getragene Draperie (vermuthlich in rothem oder blauem Sammet) vermittelt dachte. Das Hinzu- 
kommen der Farbe und der energifche Abfchlufs müffen die Wirkung der reichen und koftbaren Goldgefchirre noch wefentlich erhöht 
haben. Die einzelnen Prachtgeräthe felbft find zum Theil Stücke vom höchften Intereffe, fo der berühmte Pokal von Jamnitzer, der auf 
150,000 Mark gefchätzt wird, ein zweiter kleinerer von Paul Flynt, beides Arbeiten der beften Renaiffancezeit und vieles Andere. 
Druck von Hundertftund. & Pries in Leipzig
	        
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