Full text: Schiffswiderstand und Schiffsbetrieb (Textband)

C. Die Apparate. 
1. Der Geschwindigkeitsmesser. Die gewöhnlichen Geschwindigkeitsmesser 
konnten für die Beantwortung der Fragen nicht genügen, weıl die Vorschriften für 
die Versuche die Innehaltung: einer bestimmten Geschwindigkeit in der Beobachtungs- 
strecke erforderten und diese Geschwindigkeit musste, um sie. sicher inne halten zu 
können, schon ca. so m vor Anfang der Strecke mit dem Versuchsschiff erreicht sein. 
Es wurde deshalb vom Mechaniker R. Fuess in Steglitz bei Berlin der in den Textfiguren 
dargestellte Apparat construirt. Dieser besteht aus einem hinten auf dem Versuchsschiff 
stehenden Gestell, /Z7af. 77 Fig. 5) welches die Lager für die Welle der Trommel A 
trägt. Die Trommel dient zur Aufnahme der Messleine aus feinem Stahldraht von 4 mm 
Durchmesser und 1000 m Länge. Die Messleine wurde um eine Rolle B von ı m 
Umfang, deren Welle auf demselben Gestell gelagert ist, einmal herumgeschlungen, und 
zwischen Rollen geführt, über das Hinterschiff. hinaus in einem mitten im Kanal fest- 
gelegten Boot befestigt. Sobald nun die Fahrt begann, wickelte sich die Messleine von 
der grossen Trommel ab und drehte die beschriebene Messrolle B, mit der bei jedem 
Umgange ı m Weglänge gemessen‘ wurde. Die mit ihr mittels Universalgelenk ver- 
bundene Welle a /7extfig. 7 u. 2), welche durch den kleinen Hebel b mit dem Regiästrir- 
apparat gekuppelt werden kann, macht also ebenfalls eine Umdrehung: während des 
Fortschreitens des Schiffes um ım und überträgt diese Bewegung; vermittels eines 
Paares / konıscher Räder auf. die Registrirtronimel c und durch ein zweites Paar auf 
das Gyrometer d. 
Letzteres, ein bisher wenig bekanntes Instrument, wird von der Fırma Rich. 
Gradenwitz in Berlin nach dem Patent von Dr. Braun gefertigt. Es besteht aus 
einem, mit einer Kuppel geschlossenen Glasgefäss, dessen offenes Ende durch eine 
Messingfassung wasserdicht ‘ verschlossen, mit der verticalen Welle e verbunden ist ; 
letztere wird durch die Welle a bewegt. Das Glasgefäss (Textfig. 3) ist bis auf eine 
gewisse Höhe mit einer Lösung von Glycerin und Wasser gefüllt, welche je nach der 
Umdrehungsgeschwindigkeit vermöge der Centrifugalkraft an den Wänden steigt, während 
der Paraboloidscheitel in der Mitte der Oberfläche sich entsprechend senkt. Der Grad der 
Senkung ist als Maass der Geschwindigkeit benutzt und letztere kann direct nach den 
auf dem Glase sichtbaren, scharf markirten Linien abgelesen werden. Die Theilung 
zeigt die ganzen und halben Meter der abgelaufenen Messleine an und kann leicht durch 
Zwischenabtheilung für !/4 und !/s Meter ergänzt werden. 
Diese Art von Umdrehungszählern ist bis jetzt die einzige, welche von der königl. 
physicalischen Reichsanstalt geprüft und mit einer Bescheinigung über die Zuverlässig- 
keit versehen wird. Das Prüfungszeugniss lautete wörtlich: 
„Die Unsicherheit der ermittelten Umdrehungszahlen beträgt etwa + 0,5 Um- 
drehungen ın der Minute.“
	        
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