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der benetzten Oberfläche des Schiffes, sowie von dem Grad ihrer Rauheit und bildet
für geringe Geschwindigkeiten fast den gesammten Widerstand, während er für grosse
Geschwindigkeiten 45—60 °% beträgt.
Den zweiten Theil des Widerstandes, die Bildung von Wirbeln, achtet Froude
bei gut gebauten Schiffen für unmerkbar. Dicke Vor- und Hintersteven von quadra-
tischem Querschnitt erklärt er für sehr ergiebige - Quellen dieser Art von
Widerstand.
Später äusserte sich Froude über den zweiten und dritten Theil, den Wirbel und
Wellen bildenden Widerstand, wörtlich :
„Die Wirkungen, welche diesen Widerstandsprozess verursachen und früher
mit „wellenbildendem Widerstand‘ bezeichnet wurden, sind so kompheimrter Art,
dass keine eingehende theoretische Behandlung daran mit Nutzen versucht
werden kann. Alles, was sich von dem Wesen dieses Widerstandes zur Zeit
erforschen lässt, muss meiner Ansicht nach durch direkte Versuche gefunden
werden.“
Zu dieser Ansicht war Froude dadurch gekommen, dass er nach der Darstellung
des Professor Rankine die Bug- und Heckwelle eines auf unbegrenztem Wasser fahren-
den Schiffes für ein Wellenpaar erklärte, welches mit dem Wellenthal, das an
den Schiffseiten zwischen Bug- und Heckwelle liegt, sıch ähnlich wie eine Tiefsee-
Welle von gleicher Länge verhalte. Die Tiefe vom Wasserspiegel aus, auf welche sıch
die Bewegungen dieser Welle erstrecken, soll annähernd derjenigen der Tiefseewelle
gleich sein. Dieses Wellenpaar und die von ihnen weiter erzeugten Wellen sollen den
Ausgleich des Wassers zwischen dem Vorder- und Hinterende des Schiffes bewirken.
Es wird angenommen, dass dieser Ausgleich hauptsächlich an der Oberfläche des
Wassers erfolge.
Für begrenztes Wasser ist diese Ansicht nach den Versuchen auf dem Dort-
mund-Ems-Kanal, nicht zutreffend. Die auf den 7afeln 48—70 befindlichen, nach
den Photographieen angefertigten Zeichnungen, sowie die Photographieen selbst
zeigen in den von den Pegeln und Pendeln angegebenen Strömungen, dass eine
Wellenbewegung in der vorangegebenen Art nıcht stattfindet. Kine negative Strömung,
die von der Bug- bis zur Heckwelle und darüber hinaus fliesst, vermittelt allein den
Ausgleich des Wassers. Von ihrer Geschwindigkeit und der bewegten Wassermasse
hängt der gesammte Widerstand eines ın begrenztem Wasser fortbewegten Schiffes ab.
Die von Froude eingeführte Art der Ermittelung des Schiffswiderstandes mit
Hülfe von Modellen ist nicht auf Darstellung. der einzelnen Theile, aus denen er
zusammengesetzt sein soll, also auch nicht auf Berechnung des Reibungs-, Wirbel und
Wellen bildenden Widerstandes im Einzelnen begründet. Sie fasst alle drei zusammen,
stellt deren Summe am Modell fest und bestimmt danach den Gesammtwiderstand.