Full text: Theorie und Bau der Wasser-Räder ([Textband])

Bei den rückschlächtigen Rädern ist durchgängig der Einlauf verfehlt, 
sind die Zellen zu tief und fehlt das hier sehr nothwendige Radgerinne, 
ohne welches ein guter Einlauf gar nicht möglich ist. 
Bei den mittelschlächtigen Schaufelrädern ist meistens die Schaufel- 
theilung zu gross, der Einlauf verfehlt, die Radbreite bald zu klein, bald 
zu gross und die Schaufeln berühren das Unterwasser, statt in dasselbe bis 
zu einer gewissen Tiefe einzutauchen. 
Bei den unterschlächtigen Rädern trifft man meistens eine zu grosse 
Schaufeltheilung , unzweckmässige Stellung der Schaufeln, fehlerhafte Stellung 
des Schiützens und eine Anordnung des Gerinnes, die selbst bei vollkom- 
mener Ausführung bedeutende Wassermengen wirkungslos entweichen lässt. 
Die nach Poncelet ausgeführten Räder mit krummen Schaufelflächen 
sind endlich in jeder Hinsicht zu klein gebaut. 
Wenn man diese Beurtheilung vorläufig als richtig gelten lassen will, 
so wird man zugeben müssen, dass die Praxis mit den für einen guten 
Nutzeffekt zu erfüllenden Bedingungen nicht gehörig vertraut ist. 
Günstiger fällt dagegen das Urtheil aus, wenn man die bestehenden 
Räder nach den Querschnittdimensionen der einzelnen Theile, nach der 
Verbindung dieser letzteren zu einem starren Ganzen, endlich nach der 
Vollkommenheit beurtheilt, mit welcher alle Theile bearbeitet sind. Dies 
gilt nun allerdings nicht von den Rädern der Gewerbsindustrie, wohl aber 
von der Mehrzahl der grossen, oft kolossalen Räder, welche in neuerer Zeit 
zum Betriebe grosser Fabriken erbaut worden sind. Bei diesen letzteren 
Rädern findet man oft Dimensionen und Formen, die nicht nur ein für 
richtige Verhältnisse praktisch gebildetes Gefühl sehr wohl befriedigen, 
sondern die auch eine scharfe mathematische Prüfung mit sehr gutem Erfolg 
bestehen. Ich habe über eine bedeutende Anzahl von grossen Rädern sorg- 
fältige und ausführliche Rechnungen über die Stärke aller wesentlichen 
Bestandtheile in der Absicht durchgeführt, um für die theoretischen Eormeln 
zuverlässige Coeffizienten ausfindig zu machen, und habe dabei im Allge- 
meinen sehr befriedigende Uebereinstimmungen gefunden. 
Die Praxis hat also hier, wie in anderen Dingen auch, die ihr eigentlich 
zukommende Aufgabe sehr vollkommen gelöst, so dass in dieser Hinsicht 
nichts zu thun übrig bleibt, als ihre Leistungen genau zu prüfen und zu 
studiren, die sich dabei zeigenden Unvollkommenheiten mit einer gesunden 
Theorie wegzuschaffen und alle Unbestimmtheiten auf feste Regeln zurück- 
zuführen.
	        
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