Full text: Theorie und Bau der Wasser-Räder ([Textband])

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wenig Wasser in die Höhe werfen, allein es geht dann das Gefälle, welches dem 
Vertikalabstande jener Wasserspiegel entspricht, für die Wirkung auf das Rad verloren, 
und überdies entweicht zwischen den Schaufeln mehr Wasser , als bei gleich hoch stehenden 
Wasserständen , diese Nachtheile überwiegen aber offenbar jenen Vertheil. 
Ist der Wasserstand hinter dem Rade höher als in dem Rade, so strömt das Wasser 
aus dem Abflusskanal unter den Schaufeln in das Rad hinein, und zwar nach einer der 
Bewegung des Rades und des darin enthaltenen Wassers entgegengesetzten Richtung. 
Dadurch verliert das im Rade befindliche Wasser seine Geschwindigkeit, so dass es 
durch die nachfolgenden Schaufeln fortgeschoben und dabei gleichzeitig beschleunigt 
werden muss. Wenn das Unterwasser hoch steht wird ferner noch viel Wasser von den 
Schaufeln in die Höhe geworfen. Es ist also klar, dass der Effekt sehr ungünstig aus- 
fallen muss, wenn das Wasser hinter dem Rade bedeutend höher steht, als in dem 
Rade selbst. 
Es gibt allerdings Mittel, durch welche man sich gegen die nachtheiligen Wirkungen 
des Hinterwassers schützen kann. Wenn man z. B. ein Hebwerk anbringt, vermittelst 
welchem sowohl das Rad als auch das Gerinne mehr oder weniger gehoben werden kann, 
oder wenn man den untern bogenförmigen Theil des Gerinnes von dem untersten Punkte 
an zum Verlängern oder Verkürzen einrichtet, was am leichtesten durch Hinzufügen 
oder Wegnehmen von einzelnen Brettern geschehen könnte. Allein das erste Mittel führt 
zu einem sehr kostspieligen Bau, welcher bei einem unterschlächtigen Rade nicht zulässig 
ist, und das zweite Mittel hilft nur unvollkommen und ist im Gebrauche unbequem. Es 
ist also wohl am klügsten, wenn man das unterschlächtige Rad zur Benutzung von 
kleinen Gefällen mit veränderlichen Wasserständen gar nicht anwendet, und entweder 
zu einem Poncele’schen Rade oder zu einer Turbine seine Zuflucht nimmt. 
Das unterschlächtige Rad zur Benutzung von grösseren Gefällen. 
Wenn an einem Orte weit mehr Wasserkraft vorhanden ist, als der Betrieb eines 
Werkes erfordert, ist immer die einfachste Einrichtung , wenn sie auch viel Betriebs- 
wasser erfordert, die zweckmässigste. In Gebirgsgegenden werden desshalb die unter- 
schlächtigen Räder auch bei grösseren Gefällen von 2", 3", bis 4" zum Betriebe von 
Sägen, Hämmern , Mühlen angewendet, weil sie durch ihren schnellen Gang das Zahn- 
räderwerk sehr vereinfachen, und oft sogar ganz entbehrlich machen, wodurch jederzeit 
eine äusserst einfache Anordnung des Werkes erzielt werden kann. 
Fig. 7 zeigt die Einrichtung eines solchen Rades. Das Wasser wird in einem 
Gerinne bis in die Nähe des Rades und von da an durch ein stark geneigtes Gerinne 
nach tangentialer Richtung gegen das Rad geleitet, welches oft nur aus Schaufelbrettern 
besteht, die in die Welle eingesetzt sind. 
Der Nutzeffekt eines solchen Rädchens beträgt unter dem günstigsten Umstande 
(wenn nämlich die Umfangsgeschwindigkeit ungefähr 0:4 von der des anschlagenden 
Wassers ist) nicht mehr als !, von dem absoluten Effekt, weil sehr viel Wasser ver- 
spritzt und in die Höhe geworfen wird. 
7C
	        
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