120 Die Welt des Lebens Das
nicht selbst von räumlichem Charakter. Wäre das
Wahrnehmen oder das Denken oder das Wollen oder fur
sonst irgendein anderer psychischer Akt räumlicher Art, wu
so müßte sich seine Größe nach Kubikzentimetern angeben ha
lassen. Man sieht aber auf den ersten Blick, daß man ebe
weder vom Wahrnehmen, noch dem Vorstellen, noch. dem sal
Denken, Fühlen, dem Trieberlebnis oder dem Wollen bez
sagen kann, sie seien soundso viel Zentimeter breit, hoch als
und tief. Sie sind schlechthin unräumlicher Art. Auch in als
einem Punkt lokalisieren läßt sich das Ich nicht. Man sie
kann einen solchen Punkt nicht angeben! Zwar unter- ihn
scheiden wir zwischen dem, was vor, und dem, was hinter pa
uns liegt. Wir sehen nur, was vor unseren Augen ge- die
legen ist. Befinden „wir“ uns aber in den Augen? wel
Schwerlich, — und auch dann wären wir nicht in nur es
einem Punkt. Liegt der Inhalt unseres Kopfes vor uns Wi
oder hinter uns? Oder fällt er mit „uns“ (dem Ich) We]
räumlich zusammen? Es scheint mir, nichts von alledem erh
trifft zu. „Wir“ sind überhaupt an keinem bestimmten nic
Punkte des Raumes. Nur unser Körper ist räumlich Gef
lokalisiert; auf ihn beziehen sich alle jene Angaben von dar
„vor“ und „hinter‘“. Diese Beziehung ist übrigens keine ver
genaue, sie geht vor allem auch nicht von einem be- wir
stimmten geometrischen Punkte aus, in den wir dann Ber
etwa auch unser Ich lokalisieren könnten, sondern es
haftet ihr eine ziemlich große mathematische Unbe- letz
stimmtheit an. „Wir“ als psychische Wesen, als Ich, sind ma
aber mit unserem Körper nicht identisch. Daran ändert von
sich auch dadurch nichts, daß wir auch beim bloßen Vor- sic]
stellen des Raumes uns nicht von der Bindung an den unc
Körper freimachen können; denn auch den vorgestellten her
Raum haben wir in der Vorstellung immer vor oder hinter zuü
uns, wenn wir in der Regel auch nicht darauf achten. ZU