154 Die Kultur
in den Anfängen steht. Sie ist von allergrößter Bedeutung.
Über die „Ergologie“ dieser Völker sind wir zuerst durch
die Forschungen der Vettern Sarasin über die Wed-
das genauer unterrichtet worden. Sie befindet sich auf
weit tieferem Niveau als die Kultur der großwüchsigen
Primitiven. Die Pygmäen leben in Höhlen, ohne feste
Häuser zu besitzen. Zwei in den Boden gesteckte Stöcke,
die sie schräg mit Zweigen überdecken, bilden eine Art
zeitweiliger „Primitivhütte‘“. An Geräten kennen sie nur
Pfeil und Bogen, die sie übrigens meisterhaft‘ handhaben,
—- teilweise unter affenähnlicher Mitbenutzung der Füße,
einen Grabstock zum Wurzelausgraben, ein Holzmesser,
einen hölzernen Feuerbohrer, Bastseile, sowie eine Len-
denschnur zum Einklemmen und Festhalten von Gegen-
ständen; Bekleidung war ihnen vor der Berührung mit
Europäern völlig unbekannt. Äxte, die sie heute besitzen,
beziehen sie von den Singhalesen. Musikinstrumente sind .
ihnen fremd. Ihre Felszeichnungen, die wir jetzt durch
die englischen Forscher Seligmann kennen, sind sehr
unbeholfen, ihre Gesänge höchst monoton.
Der allgemeine Kulturzustand ist nach den Sarasins
der einer „HMolz- und Muschelzeit“, denn sie /
kennen nur Geräte aus Holz, nicht aus Stein; nebenher
verwenden sie Muscheln.
Die Pygmäen stehen also auf noch tieferer Kultur-
stufe als der steinzeitliche Mensch.
Ein großer Teil der Völker der Erde ist über den
Standpunkt des letzteren niemals aus eigener Kraft
hinausgekommen, Brerysig spricht geradezu von „Völ-
kern ewiger Urzeit‘. Aber an einigen Stellen des Erdballs
ist der Mensch zu höheren Stufen fortgeschritten, und
zwar in getrennten selbständigen Sphären. Gegenüber
den primitiven oder den Naturvölkern bezeichnen wir