Full text: Das Weltbild der Gegenwart

160 Die Kultur 
die Entwicklung der Technik den beherrschenden Cha- = 
rakterzug einer Kultur ausgemacht hat, hat es kaum V' 
irgendwo gegeben. Am ehesten möchte man an Nord- “ 
amerika denken, nicht an das heutige, aber an jenes, wie hi 
es vor einem Menschenalter war, wo es in den Augen fr 
Europas als das Land der unbegrenzten technischen R 
Möglichkeiten erschien. Ganz anders steht es mit der N 
Religion. Sie ist in mehr als einem Fall der beherrschende fü 
Faktor ganzer Kulturen gewesen. So vor allem in Pa- 
lästina, aber auch im späteren Indien. Staaten, in denen al 
eine einseitige Entwicklung der Kunst oder der Wissen- s 
schaft ganz im Vordergrund steht, fehlen. Kunst, zn 
Poesie und Wissenschaft pflegen überhaupt nicht isoliert S 
in einer Kultur aufzutreten, sondern stehen gerade in den N 
hervorragendsten Fällen in enger Verbindung mitein- S 
ander. In Athen, im Italien der Renaissance, im Deutsch- SM 
land Goethes blühten gleichzeitig beide. KEine universal | 
gleichmäßig entwickelte Kultur hat es niemals gegeben. die 
Auch selbständige Vollkultur — also eine Kul- BT. 
tur, in der zwar nicht alle Kulturgebiete gleichmäßig ent- 
wickelt sind, aber doch keins unentwickelt bleibt -— ist sc] 
nur an drei Stellen des Erdballs spontan hervorgetreten: Ss 
im griechischen Kulturkreis, in Indien und in China. Se 
Nur dort gab es neben den niederen Kulturgebieten und + 
der Religion und Kunst auch Wissenschaft bis zur höch- N 
sten Stufe, der Philosophie. Arier — auch in Indien sind Kı 
sie die Kulturschöpfer — und Mongolen sind sonach die die 
Hauptträger der großen Produktivkulturen. Die semi- BT 
tischen Kulturen, des Euphrat-Tigris-Gebiets sowohl wie 
Syriens und Karthagos, haben keine gleichwertige Wis- 81 
senschaft besessen, dasselbe gilt von Ägypten. Alle übrigen 
Kulturen sind‘ von der griechischen, der indischen oder En 
der mongolischen Kultursphäre abhängig. Auch die se- Sti
	        
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