166 Die Kultur
Menschenwelt nicht mehr oder noch nicht wieder auf- ze
bringen kann, das einzige historische Faktum, welches S'
der Hoffnung Raum geben kann, daß auch das mit dem wu
Beginn der Neuzeit einsetzende und bis zum heutigen
Tage andauernde Stadium des ewigen Ringens uner-
sättlich macht- und geldgieriger Staaten einmal wieder
zu Ende gehen könnte.
Was die Stellung der Gegenwart hinsichtlich der
nichtsittlichen Seiten der Kultur angeht, so läßt sich ein
unbedingt sicheres Urteil nur in bezug auf die Wis-
senschaft fällen. Der Wissenschaftsüberdruß, der ;
heute einen Teil der jungen Generation ergriffen hat, be- p
zieht sich und beschränkt sich im wesentlichen auf die s1ı
historischen Geisteswissenschaften, die — in der Haupt- ir
sache auf Einzeltatsachen („idiographisch“) gerichtet -— d
sich nach Behandlung der großen historischen Personen
und Vorgänge immer mehr auch den Größen kleineren A
und kleinsten Ranges zugewendet haben. Die Naturwissen- 4
schaften schreiten gerade in der Gegenwart in unerhört di
raschem Tempo vorwärts. Die Gegenwart ist ein Zeit- LS
alter der Entdeckungen, wie kaum je eins dagewesen ist. si
Aber auch auf psychischem Gebiet hat eine großartige dt
Entdeckung stattgefunden: ich meine die sich jetzt all- il
mählich durchsetzende Einsicht in die Realität der me- a)
diumistischen Phänomene. Ihre Bedeutung ist so groß, ;
daß sie eine Umgestaltung; des überlieferten Weltbildes in
wesentlichen Punkten zur Folge haben wird. Auf reli-
giösem Gebiet kommt dagegen der Gegenwart ersichtlich
höchstens eine negative Bedeutung zu. Weniger leicht ist ‘
ein Urteil auf dem Gebiete der Kunst möglich. So ir
riesengroß die künstlerische Produktion in den letzten o
Jahrzehnten auf allen Gebieten geworden ist, so ist es
doch sehr schwer zu sagen, ob man einmal in der Kunst- Ü