Sprache und Schrift 171
denen verschiedenen Sprachen ganz verschieden, auch der all-
rn bei gemeine Gefühlswert der Worte ist in den verschiedenen
a vor Sprachen verschieden. Nur auf Gebieten von gefühls-
‚teilten freier Sachlichkeit, wie in der Mathematik oder Technik,
spielt er keine wesentliche Rolle. Das Wort Karls V.:
noch „So viel Sprachen man kann, so viel mal ist man Mensch“
ınnten ist sonach zutreffend. Allerdings muß hinzugefügt wer-
orach- den, daß es mit dem Lernen der Sprache allein nicht getan
ı noch ist. Erst das Vertrautwerden mit der gesamten Kultur
des betreffenden Volkes und diesem selbst erfüllt all-
r Bau mählich die fremden Worte mit ihrem vollen Sinn. Wie
grün- das im einzelnen geschieht, ist schwer zu sagen. Die Vor-
leider. aussetzung ist die allgemeine Tatsache, daß die Reaktionen,
schaft, die in uns durch irgend etwas vom Menschen Hervor-
cholo- gebrachtes, von den einfachsten Klangeindrücken und Ge-
ır der sichtsphänomenen an bis zu den höchsten Kulturproduk-
m der ten, hervorgerufen werden, im allgemeinen denen ent-
d die sprechen, welche ihrer Erzeugung zugrunde lagen. Das
andels Stöhnen und Schreien wird ohne weiteres als Ausdruck der
‚en er- Qual, jubilierendes Singen als solcher innerer Freude ver-
standen. Der Musikempfängliche erlebt dieselben Gefühle
st nur in sich, die der Komponist in sich empfand. Aber auch
denen der Gefühlsgehalt von Bildwerken und Ornamenten über-
Dinge trägt sich. Ohne diese Übereinstimmung von Reaktion
ät der und Erzeugungsursache würden wir anderen Menschen
3. ent- und ihren Erzeugnissen verständnislos gegenüberstehen,
rt hat und auch die Sprache wäre ein weit gröberes Verstän-
eltung digungsmittel, als es jetzt der Fall ist. Soweit freilich
dieses geht unsere Reaktionssensibilität nicht, daß wir überhaupt
denen nicht die fremden Sprachen erst zu lernen nötig hätten.
ischen Wohl aber ist sie von großer Bedeutung für die Ver-
völlig feinerung des Sprachverständnisses.
ig der Da die Sprachen Ausdruck des Seelenlebens der ver-