180 Die Kultur
wegen werden die Schriftzeichen in Familien eingeteilt.
Eine im Jahre 1615 zur Durchführung gelangte Reform
stellte 214 Klassenhäupter auf, worunter Hauptbestand- =
teile anderer Wörter verstanden werden; sie zerfallen -
wieder in 17 Klassen. Die Umständlichkeit einer der- .
artigen lingua characteristica universalis liegt auf der 7
Hand. Sie macht sich auch im Buchdruck fühlbar. ar
Europäische Druckereien, die chinesisch setzen können, &
sind deshalb dazu übergegangen, die einzelnen Schrift- h
zeichen durch den Setzer aus Elementarteilen aufbauen Sl
zu lassen, da der Zeitaufwand nicht größer ist, als bis er,
wenn alle verschiedenen Zeichen fertig lägen, das richtige
endlich herausgefunden hätte.
Mit den bisher angegebenen Stufen ist aber die Ent-
wicklung der Schrift noch nicht beendet. Es hat sich schon
früh gezeigt, daß auch die phönizische Buchstaben-
schrift und ihre Konkurrenten in einem Falle versagen:
wenn es sich um die wortgetreue Nachschrift gesprochener he
Rede handelt. Das Schreiben geht zu langsam. So ent- if
standen Versuche, der Schrift noch einfachere Formen zu N
geben: die älteste Form solcher Stenographie ist die ke
Tachygraphie der Griechen. Bei den Römern entsprechen ..
ihr die sogenannten tironischen Noten. Charakteristisch Tr
genug ist es ein Freigelassener Ciceros, Marcus Tullius 6
Tiro, gewesen, der sie zur Nachschrift der Reden seines af
Herrn erfand. Sie ist in der römischen Kaiserzeit sehr Si
verbreitet gewesen und wurde auch auf den Schulen ge- di
lehrt. Im Mittelalter haben sich Reste von ihr im kauf- in
männischen Leben erhalten. Die Geschichte der neueren Wi
Stenographie beginnt im 17. Jahrhundert, aber erst P-
Gabelsbergers (1834) und Stolzes (1840) Systeme er-
langten größere Bedeutung. Das heute verbreitetste deut- Gi
sche System ist das sog. Einigungssystem, ein Kompromiß fi