Religion und Sittlichkeit 197
nicht beides, Grauen und gehobene Erregung, nur die
Erlebnisse besonderer Stunden sind und die gewöhnlichen,
religiösen Gefühlsbeziehungen solchen von Menschen
itt auf untereinander gleichen. | Der Primitive kennt ja in der
„. Wir Regel eine Fülle von göttlichen Wesen. Kein Gegenstand
3 Men- ist davor gesichert, als ein solches angesehen zu werden,
ıs wohl sobald er dem Primitiven irgendeine Macht zu besitzen
wie es scheint. Dazu kommen oft die Geister der Ahnen, die im
nur in Traume erblickt werden oder aus dem Munde Besessener
inomen zu sprechen scheinen. Zu ihnen steht der Primitive doch
ıs Ver- wohl in gewöhnlichen menschlichen Beziehungsgefühlen,
stufen ähnlich wie die Spiritisten zu den Geistern, deren Offen-
wie sie barung für sie etwas Alltägliches ist. Eine weitere Seite
des primitiven religiösen Lebens bildet vielfach ein im
‚r nicht Hintergrunde des Bewußtseins stehender dunkler Glaube
ten Be- an einen höchsten guten Gott. Die Überzeugung von der
mn sich Existenz eines gütigen, dem Menschen‘ wohlgesinnten
ige Be- Wesens findet sich, wie sich allmählich wider Erwarten
sicht in immer allgemeiner und sicherer ergeben hat, bei vielen
orscher primitiven Völkern. Sie spielt keine entscheidende Rolle
en, der in ihrem religiösen Leben, diesem Gott wird kaum ein
1er erst Kultus zuteil, er wird meist.als unwirksam angesehen,
otrieben aber seine Existenz wird nicht geleugnet. Da dieser Gottes-
h sie in glaube um so stärker hervortritt, je mehr ein primitives
It noch Volk einen friedlichen unegoistischen Charakter zeigt, so
lie Pri- wird man in ihm einen Ausdruck einer tieferen sittlichen
ıfühlen. Gefühlsschicht der Primitiven erblicken dürfen. Wir
ühl des finden ihn deshalb besonders ausgeprägt bei den Pygmäen,
uen, ein welche einen ganz abnorm friedfertigen Charakter auf-
scheint weisen, und deren Leben zum Teil einem Idyll gleich-
ne ge- kommt, wenn man von ihrer hochgradigen Erregbarkeit
ie über- absieht. Die großwüchsigen Primitiven sind aus här-
sich, ob terem Stoff, der Egoismus und die Kampflust treten meist