Religion und Sittlichkeit 205
Müdig- nicht an. Keine der großen Religionen aber erlaubt solche
Sinnes- Begründung. Alle Apologetik ist hoffnungslos, sobald
n allem der Verstand souverän wird. Eine neue Religion aber
mit dem vermochte die Erkenntnis bisher nicht zu schaffen, sie
egangen gab nur Möglichkeiten, Hypothesen. Eine Änderung in
stillster der Lage der Religion würde erst dann eintreten, wenn
hrt ihm es gelänge, das Vorhandensein wirklicher Erfahrungen
m indi- des Transzendenten in ihr nachzuweisen, so wie sie in
‚ständen der Spätantike unter ähnlichen Bedingungen wieder auf-
ıkeit zu erstand. Dann würde sie von der Erkenntnis selbst aus
ar ohne eine Neubelebung erfahren. Solange das nicht geschehen ist,
sittlich- wird eine Renaissance der Religion erst eintreten, wenn
gen, So die geistige Struktur der modernen Kultur sich wieder
che Be- von Grund aus ändern und die Allmacht des Verstandes
jezifisch von neuem gebrochen würde. —-
3 gemil- Die Entstehung neuer Religionsstufen ist stets an
2 MON- einzelne Individuen geknüpft. In ihnen tritt
Tr Secole das neue religiöse Leben spontan auf. Auf niederem Ni-
außer- veau handelt es sich, soweit die religiösen Beziehungen zu
t ihnen den vielen Göttern, Dämonen und Ahnengeistern in Frage
hinein, kommen, vielfach um Visionäre und Halluzinanten
d nicht anderer Art. Sie schauen die übersinnliche Welt, ver-
er oder kehren mit den Geistern und berichten ihren Stammes-
hlt sich genossen, was sie gesehen und gehört haben. Geheimnis-
voller ist das Auftreten höherer spezifisch-religiöser Er-
rall die hebungszustände bei einzelnen Individuen und die spätere
cht zer- Durchsättigung der Götteridee mit sittlichem Gehalt. Wir
antiken besitzen nicht genügende Zeugnisse, um in das Innere
geführt der beiden größten Religionsschöpfer, Buddha und Jesus,
Renais- so weit hineinsehen zu können, daß wir den Prozeß, in
> Welt- welchem ihre Religiosität sich bildete, näher erkennen
lungen, könnten. Nur aus Persönlichkeiten geringerer Bedeutung
lassen, können wir Schlüsse ziehen. Es ergibt sich, daß am Anfang